Erste Eindrücke vom RSS-Aggregator Rojo

21. April 2005 von Wolfgang Sommergut

Rojo RSS-Aggregator
Rojo ist ein Web-basierter RSS-Aggregator. Der Service befindet sich schon seit längerer Zeit im Betatest und machte von sich reden, weil Netscape-Gründer Marc Andreessen dort als Investor einstieg. Jetzt hat Rojo angeblich das Betastadium verlassen und jeder kann sich nun registrieren, ohne wie bisher dafür eine Einladung eines Mitglieds zu benötigen. Wer schon Bloglines benutzt, wird kaum Gründe finden, zu Rojo zu wechseln.

Angesichts der hohen Erwartungen, die sich mit der Beteiligung des prominenten Geldgebers verbinden, fand ich Rojo enttäuschend. Das einzige Feature, mit dem Rojo gegenüber Bloglines punktet, ist die Möglichkeit zur Verschlagwortung von Artikeln. Nach dem Muster von Social Bookmarks wie del.icio.us versieht man URLs mit selbstgewählten Metadaten. Allerdings ist Rojo in dieser Hinsicht weit weniger flexibel als etwa del.icio.us. So habe ich etwa keine Möglichkeit gefunden, neue Einträge zu einem Tag als RSS-Feed zu abonnieren oder zu sehen, welche URLs andere Benutzer mit den von mit verwendeten Schlagwörtern ausgezeichnet haben.

Hier ein paar Dinge, die mir beim Rumspielen mit Rojo aufgefallen sind:

  • Der Import meiner Feeds, die ich aus Bloglines in eine OPML-Datei hinausgeschrieben hatte, verlief reibungslos (Ich hatte allerdings die zweite Ebene der verschachtelten outline-Elemente vorher entfernt). Die Ordnerstruktur, in die ich meine RSS-Abos sortiert hatte, blieb erhalten. Verwirrend ist jedoch, dass die Ordner dann bei Rojo Tags heißen. Im Gegensatz zur einer früheren Version (siehe dazu auch die Kritik von Markus Breuer) ist es jetzt aber möglich, einzelne Feeds mit mehreren Attributen auszuzeichnen. Die Liste in der Ansicht „Tags“ enthielt allerdings nachher nur die Schlagwörter, mit denen ich einzelne Einträge beschrieben hatte. Jene, die sich auf Feeds bezogen, schienen dort nicht auf.
  • Aus der Liste der abonnierten Feeds geht nicht hervor, wieviele ungelesene Einträge sie jeweils enthalten. Allein dieses Defizit macht Rojo für mich uninteressant. Es gibt auch keine Anzeige dafür, ob ein Feed überhaupt ungelesene Elemente hat.
  • Die Benutzerführung lässt insgesamt sehr zu wünschen übrig. Aufgrund des Symbols „Tags“ wusste ich, dass ich einzelne Einträge eines Feeds verschlagworten kann. Ich benötigte aber zehn Minuten, bis ich herausfand, wie man das bewerkstelligt. Vielleicht bin ich dabei auf der Leitung gestanden, aber wenn man nach einer wesentlichen Funktion dermaßen suchen muss, dann spricht das nicht für die Benutzerfreundlichkeit des Systems. Der Screenshot zeigt, wo sich das Eingabefeld schließlich verbarg.
  • Viele Titel von RSS-Einträgen werden fehlerhaft angezeigt. Im Screenshot sieht man die entstellten Überschriften aus meinem Weblog. Dieser Fehler findet sich auch in anderen Feeds. Ein erfolgreich beendeter Betatest sieht für mich anders aus.
  • Eine wesentliche Information eines gehosteten Aggregators besteht für mich darin, dass ich sehe, wieviele andere Benutzer einen bestimmten Feed abonniert haben. Um das herauszufinden, muss man dem Info-Link eines RSS-Feeds folgen – bei den lahmen Reaktionszeiten von Rojo lässt man das bald bleiben.
  • Klickt man auf einen einzelnen Eintrag, dann öffnet sich die betreffende Seite im Fenster von Rojo und ersetzt den Aggregator. Nach der Lektüre muss man über den Zurück-Button des Browsers zu Rojo zurückkehren. Optionen, in welchem Fenster sich eine externe Seite öffnen soll, bietet Rojo im Gegensatz zu Bloglines nicht – zumindest konnte ich sie nicht finden. Es bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, jeden Link in einem eigenen Fenster oder Tab zu öffnen.
  • Es gibt auch bei Rojo eine Empfehlungsfunktion, sie verbirgt sich hinter einem Link mit der irreführenden Beschriftung See what your feeds are linking to.
  • Rojo möchte Social Software nicht nur dank der Folksonomy (also des Tagging-Features) sein, sondern bietet noch die Möglichkeit, Informationen mit Mitgliedern der eigenen Kontaktliste zu teilen. Ross Mayfield kritisiert m.E. zu Recht, dass Rojo is trying to be many things to many people.

Viele der von mir monierten Mängel ließen sich wahrscheinlich relativ einfach beheben. Ich frage mich, ob während der Betaphase dafür keine Gelegenheit war. In der aktuellen Verfassung – auch wegen der schlechten Perfomance – ist Rojo keine Alternative zu Bloglines. Eher würde ich noch Newsburst von CNet nutzen.

Kategorie: RSS Ein Kommentar »

Eine Antwort zu “Erste Eindrücke vom RSS-Aggregator Rojo”

  1. Robert sagt:

    danke Dir für die Beurteilung, ich spare mir damit einen test, nachdem Rojo einfach nur superlahm war und damit total nervig (mag besser werden, aber wenns nix mehr bietet als Bloglines ist es mit schnuppe)

    PING:
    TITLE: Bloglines – Ende
    BLOG NAME: C-Blog – Das Weblog von Christoph Hörl
    Vor einigen Monaten habe ich mir einen Account bei Bloglines erstellt und diesen anfangs auch genutzt. Dort sollten einige ausgewählte Feeds abgelegt werden, die ich dann auch von der Schule aus lesen kann. Da ich aber kaum mehr als zweimal pro Woche in d