Wolfgang Sommergut

Die Zahl der RSS-Nutzer steigt und entsprechend auch das Angebot an Tools und Services, um Informationen in diesem Format konsumieren zu können. Der neueste gehostete Aggregator hört auf den Namen Feedtagger. Hier meine ersten Eindrücke.

• Feedtagger kann Feeds in Form einer OPML-Datei importieren. Ich griff auf die Feeds zurück, die ich aus Bloglines exportiert hatte (und bei der ich das zweite outline-Element entfernt hatte). Nach dem Upload wurde ich mit einer Meldung konfrontiert, wonach die Verarbeitung der OPML-Daten mehrere Minuten in Anspruch nehmen würde. Allerdings waren meine RSS-Abonnements dann ziemlich schnell verfügbar. Verloren ging aber meine Ordnerhierarchie, so dass die rund 200 Feeds in einer flachen unsortierten Liste aneinandergereiht wurden.
• Die Software zeigt bei jedem Feed an, wieviele ungelesene Einträge er enthält. Das ist ein gängiges Feature bei RSS-Readern, aber Rojo bot es anfangs noch nicht und lieferte es erst kürzlich nach. Eines meiner Lieblings-Features von Bloglines besteht darin, dass es für jeden Feed die Zahl der Abonnenten anzeigt. Bei Rojo kann man diese Information zumindest über die zugehörige info-Seite abfragen, bei Feedtagger habe ich sie jedoch gar nicht gefunden.
• Der Name Feedtagger verweist darauf, dass der Aggregator die Verschlagwortung („Tagging“) von Feeds zulässt. Wenn man im Control Panel dem Link „Manage Feeds“ folgt, dann präsentiert das System neben jedem RSS-Abo ein Textfeld, in das man seine Feed-Beschreibung eingeben kann. Zusätzlich ziert in der normalen Leseansicht eine Schaltfläche mit der Aufschrift „Apply Tags“ jeden Eintrag eines Feeds. Irreführend ist dabei, dass dort eingegebene Schlagwörter nicht den betreffenden Eintrag beschreiben, sondern immer den gesamten Feed. Im Gegensatz zu Rojo kann man in Feedtagger also einzelne Items in einem Feed nicht verschlagworten.
• Über die Liste „Popular Tags“ kann man direkt alle Feeds abrufen, die mit dem entsprechenden Begriff versehen wurden. Die Kombination von mehreren Tags wird leider nicht unterstützt.
• Feedtagger bietet eine aufgeräumte Benutzeroberfläche, die sich vom veralteten Frameset bei Bloglines positiv abhebt. Die Reaktionszeiten der Web-GUI sind relativ kurz, da viele Funktionen mit dynamischem HTML realisiert wurden. Spartanisch fällt allerdings die Eingabe von Tags aus, das System öffnet zu diesem Zweck eine Javascript-Input-Box. Dadurch kann der Browser den Benutzer nicht durch Anzeige gespeicherter Formulardaten unterstützen, und man muss alle Tags von Hand neu eintippen. Wann kommt jemand auf die Idee, auf Basis von Ajax ein Type-Ahead nach dem Muster von Google Suggest zu programmieren, das eine Liste aller vorhandenen Tags berücksichtigt? Dies würde vermutlich die Zahl der Wortvarianten in einer Folksonomie erheblich reduzieren. Außerdem würde es solche Greasemonkey-Hacks überflüssig machen.
• Die Einstellungsmöglichkeiten für Feedtagger sind bestenfalls als rudimentär zu bezeichnen. Man kann weder festlegen, ob sich die externen Seiten, auf die sich ein Feed-Eintrag bezieht, im selben oder einem separaten Fenster öffnen. Außerdem lässt sich nicht verhindern, dass ein gelesener Feed automatisch in der Liste nach ganz unten rutscht.

Auf den ersten Blick wirkt das System recht ansprechend, im Vergleich zu einigen Konkurrenten mangelt es ihm noch an etlichen Fähigkeiten. Dazu würde etwa eine Ablage für interessante Postings gehören, auch wenn die Clipping-Funktion von Bloglines in dieser Hinsicht kein Vorbild ist. Wünschenswert wäre für manche Leser wahrscheinlich auch eine chronologische Gesamtansicht aller Feed-Einträge, wie sie CNet mit Newsburst bietet. Insgesamt kann mich Feedtagger nicht überzeugen, zu seinen Gunsten Bloglines zu aufzugeben.

Siehe auch:
FeedTagger: RSS, Tagging & AJaX
Erste Eindrücke vom RSS-Aggregator Rojo
CNet startet eigenen Online-Aggregator
Erste Eindrücke von Sascha Carlins RSS-Aggregator eRONA
Sechs Wochen Bloglines: Eine Zwischenbilanz