Golem möchte Blogger ködern

23. September 2004 von Wolfgang Sommergut

Golem („IT-News für Profis“) testet die Unterstützung für Trackbacks. Nach der NEWS aus dem Hause Handelsblatt versucht damit eine weitere kommerzielle Publikation von Weblogs zu profitieren.

Während NEWS die Blogosphere durch die Übernahme von Texten nutzen will, geht Golem mit der Trackback-Unterstützung einen Weblog-konformeren Weg. Sie erlaubt Bloggern in gewohnter Manier virtuelle Diskusionen über Golem-Beiträge zu führen.
Ich halte dies für ein interessantes Experiment, weil Golem zu den meistfrequentierten deutschen News-Sites gehört. Für Blogger dürfte daher die Versuchung groß sein, durch einen Ping auf Golem Leser zu gewinnen und zusätzlich einen Link von einer Site mit hohem Pagerank zu erhalten.
Umgekehrt werden sich die Golem-Leute wohl Gedanken darüber gemacht haben, was eine solche Aufmerksamkeit durch Blogger bewirken kann. So stellt sich die Frage nach der Skalierbarkeit des Trackback-Systems, da bei mehr als 10 Pings pro Beitrag eine virtuelle Diskussion kaum noch zu verfolgen ist. Für Golem gehen zudem Kommentare verloren, weil die betreffenden Blogger ihre Anmerkungen ja auf ihren eigenen Sites publizieren. Das kostet PIs, die für alle Online-Publikationen der wichtigste Grund für die Einrichtung von Diskussionsforen sind (Heise dürfte sonst kaum an dem Unfug gelegen sein, der massenhaft im News-Ticker hinterlassen wird).
Aufgrund der Netzwerkeffekte, die in der Blogosphere wirken, könnte die Rechnung für Golem aufgehen. Nach dem Prinzip „Rich-get-richer“ werden viele Blogs die prominente Site anpingen und damit Golem mehr nutzen, als umgekehrt der eine oder andere Link zurück ihnen selbst an Vorteilen bringt. Damit steigt die Google-Relavanz der Einzelbeiträge und bringt zusätzliche Leser aus der Blogosphere.
Ich gehe davon aus, dass in absehbarer Zeit mehrere Verlage versuchen werden, Hubs für Weblogs zu etablieren. Golem könnte in dieser Hinsicht ein Kandidat für IT-orientierte Blogs sein.
Nachtrag: Das Problem, dass einzelne Golem-Beiträge zu oft angepingt werden könnten, möchte der News-Dienst offenbar mit einem einfachen Mittel in den Griff bekommen: Er zeigt immer nur die letzten fünf Trackbacks zu einem Artikel an. Pings erhalten damit bei interessanten Beiträgen einen bloß temporären Charakter. Das hinterlässt einen schalen Beigeschmack, weil Weblogs in der Regel dauerhaft auf ihre Quellen verlinken und im Gegenzug von Golem dafür recht wenig bekommen.

Kategorie: Medien und Web-Dienste Ein Kommentar »

Eine Antwort zu “Golem möchte Blogger ködern”

  1. Nur die letzten fünf Trackbacks anzuzeigen ist sicher kein Mittel, um gegen zu viele Pings vorzugehen. Vielmehr war unser Ansatz, zum einen die Trackbacks in gleichem Umfang wie die Kommentare zum Artikel einzubinden, zum anderen haben wir nicht mit einer solchen großen Zahl an Trackbacks gerechnet. Im Übrigen wurde diese Grenze bislang nur bei einem Artikel überschritten. Von Beginn an werden aber auf den Trackback-Seiten (auf Trackback klicken) zu den Artikeln alle Trackbacks angezeigt – dauerhaft.
    Zudem ist die Funktion wie angekündigt im Beta-Test, Anregungen wie diese sind daher durchaus willkommen.

    PING:
    TITLE: Golem setzt auf Trackbacks
    BLOG NAME: PR Blogger
    Der IT-News-Anbieter Golem bietet ab sofort eine Trackback-Funktion an und erhofft sich dadurch eine stärkere Vernetzung mit Weblogs. Blogger können ihre Kommentare via Weblog bei den Golem-News hinterlassen. Einerseits wird Golem dadurch vermutlich …

    PING:
    TITLE: Whenever news ….
    BLOG NAME: daily delusions
    Duke Nukem Forever mit schwedischer Physik-Engine – Golem.de

    der gemessen an seiner Entwicklungszeit vermutlich längste Shooter der Welt
    Duke Nukem Forever, 1998-2006. Oder so.
    Na ja ausserdem wollte ich mal das neue Trackback Feature von G…