Apache als Vorbild für Group-Weblogs?

18. April 2004 von Wolfgang Sommergut

Stefano Mazzocchi hielt auf der letztjährigen ApacheCon einen interessanten Vortrag über die interne Organisation der Apache Software Foundation (ASF). Vor ein paar Tagen erschien „How the ASF works“ in einer kompakten und stark gegliederten Form auf apache.org. Diese Übersicht beschreibt, wie sich Open-Source-Teams selbst managen und welche Regeln sie sich dabei geben. Die von ihnen praktizierten Formen der Zusammenarbeit eignen sich aber nicht nur für die Entwicklung von Software, sondern sind auch auf andere Projekte übertragbar – etwa Group-Weblogs.

Die Kooperation von Open-Source-Programmierern und Weblog-Autoren weisen einige Parallelen auf. So handelt es sich bei beiden typischerweise um virtuelle Teams, die sich nur selten persönlich treffen und daher das Internet als Kommunikationsplattform nutzen. Gemeinsam ist ihnen auch, dass es dabei um nicht bezahlte Arbeit handelt und der Wunsch nach Anerkennung ein wichtiges Motiv ist. Beide unterwerfen sich im Allgemeinen demokratischen Spielregeln, müssen diese aber so gestalten, dass Abstimungsprozeduren und Einspruchsmöglichkeiten das Erreichen von Zielen nicht behindert.
Aus diesem Grund räumen die Spielregeln bei Apache ambitionierten Mitgliedern mehr Gestaltungsmöglichkeiten ein als den weniger aktiven. Dieses Modell bezeichnet Stefano Mazzocchi als „Meritocracy“, weil dort Rechte durch Leistung erworben werden können. Innerhalb dieses Systems existieren die drei Stufen „User“, „Committer“ und „Member“. Der User etwa hat kein Stimmrecht, das muss er sich erst durch entsprechende Beiträge verdienen.
Ein zusätzlicher Mechanismus soll dafür sorgen, dass der Langsame nicht den Schnellen ausbremst. Deshalb haben diejenigen Vorfahrt, die etwas bewegen wollen. Die ASF versteht sich daher auch als eine „do-ocracy“. Ein wesentlicher Mechanismus dabei ist der lazy consensus:

a few positive votes with no negative vote is enough to get going. (…) Rules require that a negative vote includes an alternative proposal or a detailed explanation on the reasons for the negative vote.

Wie lässt sich dieses Konzept auf Group-Blogs übertragen? Die Beiträge von Autoren müssen nicht wie Funktionen bzw. Klassen einer Software zusammenpassen. Insoferne benötigt das Schreiben von Texten keinen solchen Koordinationsaufwand wie ein Softwareprojekt. Dieser entsteht aber in jedem Fall bei der Gestaltung des Weblogs durch Layout oder Features. Wenn einer der Blogger bestimmte Ideen realisieren will, dann könnte der lazy consensus greifen: Ein paar Stimmen dafür, und die Desinterssierten sowie Inaktiven müssen nicht mehr extra gefragt werden.
Ebenfalls nach dem Vorbild des Apache-Modells könnten sich neu hinzukommende Blogger durch ihre Leistung Rechte erwerben. Der Gruppe der User entspricht bei einem Blog jene der Leser, ein neuer Autor bekäme daher zuerst den Status des Committers. Diese Rolle müsste aber nicht wie bei der ASF mit einem Stimmrecht verbunden sein. Dieses wäre dann den Members vorbehalten. Um ein solches zu werden, müsste ein Autor beispielsweise über eine definierte Zeit eine gewisse Zahl an Beiträgen liefern oder sich durch sonstige Leistungen dafür qualifizieren.

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