Börsenverein vs. Subito: Kein Freibier für Wissenschaftler

12. Juli 2004 von left_blank

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels, die Interessenvertretung der deutschen Verlage, Grossisten und Buchhändler, unternimmt einen zweiten Anlauf, den wissenschaftlichen Dokumentendienst Subito zu beseitigen. Wie Perlentaucher deutlich macht, ist das ein weiterer Schauplatz für die Kämpfe um das neue Urheberrecht im digitalen Zeitalter.

Subito wird getragen von einem Bibliotheksverbund. Wer einen Aufsatz braucht, kann ihn dort für wenig Geld bestellen und bekommt ihn dann, zumeist per Email, zugeschickt, und das zu sehr erschwinglichen Preisen (4€). Das wurmt die Verleger natürlich, die den Wissenschaftlern gerne ihre eigenen Aufsätze für sehr viel mehr Geld verkaufen würden (eher 25-30$). Der Börsenverein ist mit seiner ersten Klage gescheitert, versucht’s nun aber wieder, weil er hofft, daß durch die neuen europäischen Rahmenvorgaben das Klima für solche Begehrlichkeiten besser geworden ist.
Wissenschaftler tun sich aus naheliegenden Gründen schwer, so effektiv Lobbyarbeit zu betreiben wie die Rechteverwerter in der Industrie. Deshalb werden die Unileute langfristig wohl nur mit Open Access, also der freien Publikation (inhaltlich siehe etwa BOAI, technisch z.B. OAI) ihre Daten retten können.
Diese Diskussion, die für den Zugang von Wissenschaftlern zur Information nicht ganz unwichtig ist, bleibt meist unbeachtet, weil die Auseinandersetzung über Film- und Musik-Tauschbörsen sehr viel lauter geführt wird. Neu ist aber, daß die gesetzgebenden Politiker die Wissenschaftler, die auf freie Information setzen, auf einer Linie mit den Raubkopierern sehen.

Kategorie: Content-Management Ein Kommentar »

Eine Antwort zu “Börsenverein vs. Subito: Kein Freibier für Wissenschaftler”

  1. Open Access wird sicher eine wichtige Stütze der wissenschaftlichen Literaturversorgung der Zukunft sein. Allerdings könnten Dokumentenlieferdienste wie Subito schon bald aus einem anderen Grund an Bedeutung verlieren. Inzwischen gibt es kaum mehr eine wissenschaftliche Zeitschrift, die nicht auch online verfügbar wäre. Viele erscheinen überhaupt nicht mehr in Print. Wissenschaftliche Bibliotheken gehen mehr und mehr dazu über, auf die gedruckten Exemplare ganz zu verzichten. Die Entwicklung, die wir bei den wissenschaftlichen Zeitschriften gesehen haben, setzt sich jetzt auch bei den Büchern fort. Hier wird es sicher noch eine Weile dauern, bis die wichtigsten Werke auch als E-Book verfügbar sind. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die ziemlich unsinnige „Redigitalisierung“ durch die Dokumentenlieferdienste ein Ende hat. Schließlich liegt heute im Prinzip jeder Text zuerst in elektronischer Form vor, bis er seinen Weg auf das Papier findet. Papier als Speichermedium für wissenschaftliche Inhalte ist ein Auslaufmodell.