Drei Thesen zu RSS

12. Februar 2004 von Wolfgang Sommergut

Auf Computerwoche Online erschien nun mein Artikel über RSS , der auch in der gedruckten Ausgabe 07/2004 zu lesen ist. Es handelt sich dabei um einen ziemlichen langen Text, der unter anderem einen historischen Rückblick auf die Entstehung von RSS gibt. Im Kern enthält er die folgenden drei Thesen, die ich hier in kompakter Form wiedergeben möchte:

  • Mit RSS erfüllt sich (zumindest teilweise) die Vision eines „XML-Web“.Ende der 90er Jahre war es eine weit verbreitete Meinung, dass XML früher oder später HTML ablösen würde. Damit verband sich die Hoffnung auf ein intelligenteres Web, weil Markup nicht mehr in erster Linie dem Layout dienen würde, sondern vor allem die Bedeutung der Inhalte beschreiben würde. Davon würde vor allem Software profitieren, die anhand dieser Metainformationen höherwertige Dienste erbringen könnte.
    Offenkundig gibt es keinerlei Anzeichen für den Rückzug von HTML als Lingua franca des Web. Aber mit steigender Verbreitung von RSS entsteht parallel zur HTML-Fassung eine zweite Repräsentation von Site-Inhalten. Diese ist zugegebenermaßen derzeit in seltensten Fällen vollständig, da RSS zumeist für Headline-Services dient. Der designierte Nachfolger Atom sieht explizit die Abbildung kompletter Dokumente vor.
    RSS als wichtige Triebkraft eines XML-Web steht nicht im Widerspruch zur W3C-Initiative Semantic Web, das eine Reihe von Metadaten-Standards definiert. RSS als simples Container-Format kann sich diese zum größten Teil einverleiben. So basiert RSS 1.0 auf dem Resource Description Framework (RDF), das vor wenigen Tagen in einer revidierten Form als W3C-Empfehlung freigegeben wurde. Die Offenheit von RSS für weitere normierte Metadaten belegt auch die Integration von Dublin Core oder Prism.
  • RSS taugt nicht nur für Syndication und Headline-Service. Im Prinzip eignet es sich für fast alle Applikationen, wo sich Anwender im Pull-Verfahren über kontinuierlich stattfindende Änderungen in Datenbeständen informieren wollen. Dazu zählen etwa Workflow-Systeme, Paketverfolgung, Börsen- oder Wetterberichte, etc.
  • RSS gehört derzeit zu den am meisten unterschätzten Technologien. Während es im Umfeld von Weblogs schon zu den unverzeichtbaren Basistechnologien gehört und im Web bereits erste Geschäftsmodelle rund um RSS entstehen (Feedster, Technorati), zählt es im Mainstream noch zu den großen Exoten. Viele IT-Leiter oder Beschäftigte der Medienbranche haben noch nichts davon gehört, Hersteller von Content-Management-Systemen lassen es immer noch links liegen. Die Unterstützung von RSS durch großen Zeitungsverlage wird diese Situation aber bald ändern.

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