Erste Eindrücke von Mozilla Thunderbird 0.8

25. September 2004 von Wolfgang Sommergut

Mozilla.org veröffenlichte kürzlich die Version 0.8 des Mail-Clients Thunderbird. Sie bietet einige interessante neue Features, die ein Update rechtfertigen. Dazu zählen besonders die neue Suchfunktion sowie die RSS-Unterstützung.

Ich hatte bisher mit der Version 0.6 gearbeitet und das Update auf 0.7 ausgelassen, da es mir nicht der Mühe wert schien. Es behob zwar eine Reihe von Bugs, da ich aber mit der 0.6 keine Probleme hatte, gab es keine dringende Veranlassung zum Umstieg.
Allein die Ankündigung einer neuen Suchfunktion für die Version 0.8 war mir hingegen Grund genug, das Update einzuspielen. Die bisherigen Möglichkeiten zum Aufspüren von Mails waren nämlich arg eingeschränkt. Sie ließen keine Suche im Mail-Body zu und beschränkte die Recherche auf Absender und Betreff.
Bei der Installation gab ich dem ZIP-Archiv den Vorzug gegenüber dem Installer. In meiner Mailbox befanden sich bereits zahlreiche Nachrichten, außerdem hatte ich drei Mail-Konten konfiguriert und einige Einträge im Adressbuch. Ich hatte Bedenken, dass der Installer die im Home-Verzeichnis gespeicherten Einstellungen und Daten beschädigen könnte. Bei der Installation ist zu beachten, dass Thunderbird nicht in das Verzeichnis einer älteren Version kopiert werden sollte. Nach dem Entpacken des ZIP-Archivs startete Thunderbird 0.8 ohne Probleme, alle vorhandenen Daten hatten das Manöver unbeschadet überstanden.
Suchfunktion von Thunderbird 0.8Die neue Suchfunktion beschränkt sich nicht nur auf lokal gespeicherte Nachrichten aus POP3-Konten, sondern arbeitet auch mit IMAP-Servern zusammen. Dabei stößt sie eine Suche auf dem Backend an. Beim Zugriff auf einen Domino-Server setzt die Suche in Thunderbird voraus, dass die Notes-Datenbank über einen Volltextindex verfügt.
Einen solchen hatte ich noch nicht eingerichtet und erhielt deshalb eine Fehlermeldung. Nach der Indizierung der Datenbank verlief die Suche reibungslos. Dabei werden alle Fundstellen durch eine gelbe Markierung optisch hervorgehoben. Für die Recherche in einzelnen Ordnern steht ein eigener Dialog zur Verfügung, mit dessen Hilfe sich Suchabfragen formulieren lassen (siehe Screenshot). Er erinnert ein wenig an jenen von Lotus Notes.
Thunderbird als RSS-Reader
Eine weitere wesentliche Neuerung von Thunderbird 0.8 besteht in der Unterstützung für RSS-Feeds. Sie werden nach dem Muster eines Mail-Kontos eingerichtet und gesellen sich zu den POP3- und IMAP-Servern im linken Rahmen. Allerdings muss man nicht für jeden Feed ein eigenes Konto anlegen. Vielmehr fungiert ein Account vom Typ „RSS News & Blogs“ als Ordner für zusammengehörige Quellen. Davon kann man beliebig viele über den Add-Button manuell einrichten – ein Import von OPML-Dateien ist derzeit noch nicht möglich, dürfte aber wohl in einer späteren Version hinzukommen.thunderbird_rss.png Aus diesem Grund werde ich Thunderbird vorerst nicht als RSS-Reader verwenden, da ich meine abonnierten Feeds nicht von Hand neu einrichten möchte.
Aber auch sonst gibt es bei der RSS-Unterstützung noch einige Ecken und Kanten, die ein Abwarten nahelegen. So kann man bei jedem Feed wählen, ob beim Anklicken einer Headline das Exzerpt aus dem Feed oder gleich die HTML-Seite angezeigt wird. Beim Ändern dieser Einstellung blieb Thunderbird beim zuvor aktiven Verhalten. Auch ein Neustart half nicht. Außerdem stellte er die deutschen Sonderzeichen falsch dar. Allerdings bietet Thunderbird die Möglichkeit, in den Feed-Optionen einen Zeichensatz festzulegen, der jedem Fall angewandt wird, unabhängig von den Vorgaben des Feeds. Obwohl der RSS-Feed von cyDome ISO-8859-1 meldet, ließ sich mit der Einstellung UTF-8 eine korrekte Darstellung in Thunderbird erzielen.
Insgeamt ist Thunderbird auf dem Weg zu einem sehr guten Client für Mail, NNTP und RSS. Die neuen Features leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Der integrierte RSS-Reader bietet alle wesentlichen Funktionen, wenn sich erst einmal OPML-Daten importieren lassen. Im Gegensatz zur Firefox-Extension Sage zeigt Thunderbird für jeden Feed die Zahl der ungelesenen Einträge an und hebt diese optisch hervor.
Die neue Suchefunktion lässt sich auf alle Datenquellen anwenden, also auch auf RSS-Feeds. Das gilt übrigens auch für den Spam-Filter, der theoretisch auch RSS-Informationen entrümpeln könnte. Die ebenfalls neu hinzugekommene „Global Inbox“ kann die Eingangsordner aller POP3-Konten zusammenfassen. Die Warnungen in der FAQ veranlassten mich aber, dieses Feature nicht auszuprobieren – insbesondere da ich es nicht benötige.

Kategorie: Messaging und Collaboration 4 Kommentare »

4 Antworten zu “Erste Eindrücke von Mozilla Thunderbird 0.8”

  1. Volker Weber sagt:

    Send ich eine Mail, dann kann TB die nicht bei mir im Domino Server als gesendete Nachricht speichern. Klappt das bei Dir?

  2. Marco sagt:

    Die RSS-Feeds musste ich einzeln zwischen Auszug aus dem Feed oder dem Webseiten Inhalt umstellen. Die globale Einstellung hat leider nicht funktioniert. Ziemlich nervig, bleibe vorerst bei Bloglines, da kann ich auch von unterwegs reinschauen.
    Danke für den Tipp mit der Global Inbox, werde ich demnächst mal testen, vorher muss ich aber erst die Mails sichern….

  3. @Volker: Thunderbird legt einen Ordner namens „Sent“ an und speichert darin eine Ausgangskopie meiner Mails. Unter Notes findet sich in der Ansicht „Gesendet“ allerdings keine Nachricht, die ich mit Thunderbird via IMAP verschickt habe. Das gleiche Verhalten legt aber auch Outlook Express an den Tag, bloß dass der Ordner dort „Gesendete Objekte“ heißt.

  4. Volker Weber sagt:

    Das war’s. Ich habe den Sent Folder manuell angelegt und jetzt spuckt Firefox nicht mehr.