Erste Eindrücke von Sascha Carlins RSS-Aggregator eRONA
27. Februar 2005 von Wolfgang SommergutSascha Carlin hat seinen News-Aggregator schon vor zwei Wochen zum Betatest freigegeben. Ich habe mir nun das Tool ein bisschen näher angeschaut. Im folgenden bespreche ich ein paar Punkte, die mir aufgefallen sind. Das Ganze ist keine systematische Produktkritik, sondern eine Mischung aus Erfahrungsbericht und ein paar Anmerkungen.
- eRONA gleicht in seinem dreigliedrigen Layout vielen anderen RSS-Aggregatoren. Links findet sich die Liste der abonnierten Feeds, rechts oben die aktuellen Einträge zum aktiven Feed und rechts unten der Inhalt des aktiven Items. Im Unterschied zu den meisten RSS-Readern ist eRONA keine Desktop-Anwendung, sondern läuft im Browser. Es lässt sich daher etwa mit Bloglines vergleichen.
- Im Unterschied zu den meisten Aggregatoren kennt eRONA zwei Darstellungsmodi: einerseits die Gruppierung nach Quellen und andererseits eine rein chronologische Anordnung. Erstere zeigt rechts oben nur die Einträge aus dem Feed an, der in der linken Leiste ausgewählt wurde. So arbeiten die meisten Desktop-Aggregatoren. Zusätzlich kann eRONA alle Einträge aus sämtlichen abonnierten Feeds in einer einzigen chronologisch sortierten Liste anzeigen. Beim kürzlich von CNet vorgstellten RSS-Aggregator Newsburst heißt diese Feature „Streams“, Dave Winer nennt es River of News.
- Im linken Bildschirmausschnitt stehen die abonnierten Quellen in einer Liste unterhalb eines „Inbox“-Ordners. Damit bedient sich eRONA der Arbeitsmetaphorik eines Mail-Clients. Geht man auf einen bestimmten Feed, dann sieht man rechts oben nur die dazu gehörigen Einträge, analog zu Mail-Ordnern. Will man den River of News, dann muss man auf die Inbox gehen (ehrlich gesagt habe ich eine Zeit gebraucht, bis ich das kapiert und aus einem einzelnen Feed wieder zurück zur Streams-Ansicht gefunden habe).
- In der linken Leiste zeigt eine Zahl in Klammern neben dem Feed an, wieviele ungelesene Einträge er noch enthält. Allerdings darf man nicht rechnen, dass man sie alle angezeigt bekommt, wenn man die betreffende Quelle auswählt. Per Voreinstellung sieht man nur jene aus den letzten drei Tagen. Wenn also von 15 ungelesenen News nur 5 aus diesem Zeitraum stammen, dann scheinen nur diese auf. Das fand ich etwas irritierend.
- eRONA kann OPML-Dateien importieren und exportieren. Ich habe ihm meine aus Bloglines exportierten Abonnements in eRONA gefüttert. Das Einlesen hat ziemlich lange gedauert, aber schließlich hat er alle Feeds übernommen. Negativ ist mir dabei aufgefallen, dass dabei alle Gruppen auf der Strecke blieben, in die ich meine Feeds unter Bloglines sortiere. Das Ergebnis war eine „flache“, alphabetisch sortierte Liste. Wenn man normalerweise den Streams-Modus verwendet, dann stört das weniger, bei der herkömmlichen Nutzung ist dieser Informationsverlust lästig.
- Als Online-Aggregator kann eRONA Wissen aus den Gewohnheiten seiner Benutzer gewinnen und im Vergleich zu Desktop-Programmen einen Mehrwert bieten. So kann man aus der Zahl der Abonnenten Rückschlüsse auf die Popularität eines Feeds ziehen (zumindest theoretisch, prakatisch hat eRONA derzeit zu wenige Anwender). Allerdings versteckt sich die Information in einer Übersicht, die alle im System registrierten Feeds auflistet. Bei Bloglines wird sie direkt in jedem Feed angezeigt. Außerdem gibt es noch eine Art Empfehlungsfunktion, die ähnliche Nachrichtenquellen anzeigt. Was die Funktion taugt, habe ich nicht überprüft.
- Die Liste der dem System bekannten Feeds kommt durch die Aktivität der Benutzer zustande. Sie erweitert sich also quasi automatisch. Dieses Verfahren hat allerdings den Nachteil, dass es Junk-Einträge produziert. So erzeugt der vorhandene Eintrag für blogstats.de eine Abfrage für den Blog desjenigen, der den Feed eingerichtet hat.
- Wer keine eigene OPML-Datei mitbringt, kann über das Interface von eRONA die gewünschten Feeds aus der Gesamtliste auswählen oder eine URL zu Fuß eingeben. Die Auswahl gestaltet sich jedoch etwas mühselig, weil sich neben jedem Feed nur ein Link „abonnieren“ findet. Anstatt per Checkbox alle gewünschten Quellen auszuwählen, muss man jede einzeln in seine Liste übernehmen. Zu allem Überfluss gibt es dann noch eine „Debug“-Meldung vom Typ „Feed erfolgreich abonniert“. Solche Phänomene trifft man häufig an, wenn Programmierer Benutzeroberflächen entwerfen :-)
- Wenn man seine Abonnements als öffentlich markiert, dann kann man die aggregierten Feeds in Form eines einzigen RSS-Stroms von außen abrufen. Momentan funktioniert dieses Feature noch nicht so recht. Zum einen scheint der MIME-Type nicht zu stimmen, außerdem bereiten bestimmte Sonderzeichen Probleme.
Insgesamt hat mir eRONA gut gefallen, es bietet die wichtigsten Funktionen eines Online-Aggregators. Für Benutzer, die noch keine Erfahrung mit RSS haben, müsste die Bedienoberfläche jedoch erheblich freundlicher gestaltet werden. Der Newsburst wäre da ein gutes Vorbild. Derzeit sind Blogger und Programmierer die geeignete Zielgruppe. Aber der Aufwand für eine leichtere Bedienbarkeit lohnt sich kaum, wenn ein Projekt keine kommerziellen Ziele verfolgt.
Kategorie: RSS 2 Kommentare »
Danke für Dein Feedback ;) Will keep you posted.
ich verwende weiterhin http://01b.com, dort startet auch bald ein personalisierungsservice
PING:
TITLE: Statusupdate eRONA
BLOG NAME: WWWorker – Sascha Carlin
Dank der erhöhten Aufmerksamkeit seitens netter Bloggerkollegen bekomme ich immer mehr Feedback zu eRONA. Vielen Dank dafür ;) Eins steht fest: eRONA hat Potenzial — so zumindest höre ich es von den Kollegen. Um dieses voll zu entfalten, benötigt…