FAST hätte das europäische Google werden können

16. Januar 2008 von Wolfgang Sommergut

FAST SearchNicht nur Hewlett Packard hat mit Altavista die Chance verpasst, bei der Web-Suche groß dabei zu sein. Anlässlich der Übernahme von FAST Search and Transfer durch Microsoft erinnert Stephen Arnold daran, dass die Norweger zu einem Zeitpunkt aus dem Web-Business ausgestiegen sind, als sie einen ähnlich hohen Umsatz erzielten als Google. John Lervik und Bjorn Laukli entschieden 2003, ihre Web-Suchmaschine alltheweb.com an Overture zu verkaufen, eine Firma, die später von Yahoo übernommen wurde. Offenbar sahen sie keine Möglichkeit, mit der Web-Suche Geld zu verdienen und entschlossen sich, Suchlösungen für Unternehmen zu entwickeln.

FAST hatte damit zeitweise Erfolg, aber im letzten Jahr kam die Firma in finanzielle Turbulenzen und machte allein im letzten Quartal einen Verlust von 100 Millionen Dollar. FAST war immer sehr techniklastig, auch der neue Eigentümer Microsoft rühmt das hochkarätige Ingenieursteam, das immerhin 60 Prozent der Belegschaft ausmacht. Offenbar fehlten aber Leute, die ein Gespür für das Geschäft hatten. Der voreilige Ausstieg aus der Web-Suche, in der die Norweger aufgrund ihrer technischen Kompetenz mit Google hätten mithalten können, führte ironischerweise auch dazu, dass sie im neuen Segment der Enterprise-Suche weniger Erfolg hatten als die Kalifornier. Google konnte sich als die Search-Company etablieren, was auch den Verkauf von Suchmaschinen für Firmen beflügelte. Aufgrund der sprudelnden Einnahmen aus der Online-Werbung stehen Google zudem viel größere Ressourcen bei Forschung und Entwicklung zur Verfügung. Wieder einmal zeigt sich, dass in der Geschichte eines Unternehmens eine Fehlentscheidung über Erfolg und Misserfolg entscheiden kann. Schade im Fall von FAST, den Europa hätte eine Firma vom Schlage Googles brauchen können.

Kategorie: Firmenstrategien, Medien und Web-Dienste 2 Kommentare »

2 Antworten zu “FAST hätte das europäische Google werden können”

  1. Conny Roloff sagt:

    Als FAST seine öffentliche Suchmaschine verkaufte, war bereits klar, dass gegen Googles Markmacht in diesem Bereich kein Blumentopf zu gewinnen war. Im Gegensatz zu Google war FAST immer eine Software-Company während Google das Geld mit Werbung verdient. Im Enterprise-Markt ist Google in einem Segment erfolgreich, das sich nicht mit dem von FAST überschneidet. Sobald eine Firma auch nur gering größere Anforderungen an eine Suchmaschine stellt als ein Input-Feld mit einer Resultatsliste breitzustellen, wird es mit Google schwierig. FAST zielt mit seiner Technologie auf ganz anderes ab: Suche als eine Basistechnologie für verschiedenste Applikationen wie Knowledge Management, Business Intellicence oder als Motorisierung für den Medienbereich. Dabei ist FAST auch sehr erfolgreich und mit seiner Technologie einzig auf weiter Flur.

  2. Die Entscheidung, sich aus dem Internet zurückzuziehen als Fehlentscheidung darzustellen ist auch aus meiner Sicht nicht begründet. Vielmehr hat Fast wahrscheinlich erkannt, dass sie zu oft mit Google verglichen werden, so auch vom Autor. Die Fast Enterprise Search Technologie macht im Allgemeinen erst in Umgebungen und bei Anforderungen sinn, bei denen die Google Search Appliances ihre Grenzen erreichen. Fast aufgrund eines durch „Bilanzierungseffekte“ schlechten Quartals als Misserfolg darzustellen, war sicher übertrieben, was die guten Geschäftszahlen 2008 beweisen.