Fernsehprogramm als RSS-Feed
14. August 2004 von Wolfgang Sommergutkypt reklamiert für sich, der erste amerikanische Syndizierer von Fernsehprogrammen zu sein. Erst die Verschmelzung von Web und TV könnte solchen RSS-Feeds größeren Nutzen verleihen.
Der Wert von Fernsehprogrammen im RSS-Format besteht derzeit primär darin, dass sie sich als zusätzliche Informationensquellen unter der Oberfläche eines Aggregators einfinden. Verglichen mit Prototypen eines Web-fähigen Fernsehers, den Netscape bereits von 6 oder 7 Jahren präsentierte, ist das herzlich wenig.
Etwa 1997 oder 1998 besuchte ich eine Pressekonferenz von Navio Communications, einer Tochter von Netscape, an der sich später Oracle beteiligte. Das vorgeführte TV-Gerät war über eine Settop-Box an das Internet angeschlossen und enthielt eine angepasste Version des Navigators. Der Mauscursor konnte mit der Fernbedienung bewegt werden, zur Eingabe von Texten diente eine Infrarot-Tastatur.
Besonders spannend an der Demonstration fand ich die Verknüpfung von Web und Fernsehen. Im Browser konnte man ein Fernsehprogramm im HTML-Format abrufen, das Links auf die einzelnen Sendungen enthielt. Dahinter verbargen sich URLs, deren Protokoll auf tv:// lautete. Klickte man darauf, wechselte der Fernseher zum betreffenden Programm.
Entgegen der Prognosen von damals ist der Fernseher nicht das wichtigste Zugangsgerät zum Internet geworden. Findet die schon lange propagierte Konvergenz zwischen Unterhaltungselektronik und PCs endlich statt, würden sich für RSS neue Einsatzgebiete erschließen, etwa beim intelligenten Fernseher.
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Die Konvergenz findet gerade statt und den intelligenten Fernseher gibt es: Als Wohnzimmer-PC mit Erweiterungen wie der Windows Media Center Edition oder anderen Multimedia-Frontends wie myHTHPC (http://www.myhtpc.de/) oder dessen kommerziellen Nachfolger Sceneo (http://www.sceneo.tv/).
Auch das komplette Fernsehprogramm kann man als EPG (Electronic Program Guide) mit einigen Tools am PC nutzen. Dazu zählt z.B. nxtvepg (http://nxtvepg.sourceforge.net/), das die binären Videotext-Programmdaten in ein XML-Format konvertiert, welche dann von TV- oder Recordersoftware genutzt werden können.
Der interessanteste, und für mich überraschendste Aspekt an dem Thema ist, dass offenbar rechtliche Hürden die freie Verfügbarkeit von Programmdaten (dann auch als RSS-Feed) verhindern. Den Hinweis fand ich bei den Machern einer Java-basierenden digitalen Programmzeitschrift in den FAQ (http://www.tvbrowser.org/index.php?page=faq#4_2).
Das Programm darf explizit _nicht_ in das XMLTV-Format konvertieren. Die Sender haben alle Rechte an ihren Programminformationen und achten genau auf die Nutzung und Verbreitung!
Das erklärt wohl, warum vieles von dem, was du bei Navio gesehen hast, bisher nicht realisiert werden konnte.