Google Desktop Search versus Longhorn-Suchmaschine

15. Oktober 2004 von Wolfgang Sommergut

Schon die Ankündigung der Desktop-Suche durch Google wurde allgemein als eine Kriegserklärung an Microsoft interpretiert. Nun ist die Betaversion verfügbar und erste Kritiken fallen nicht übermäßig euphorisch aus. Markus Breuer weist zurecht darauf hin, dass es für Google nicht nur darum geht, besser als andere Suchprogramme für den Desktop zu sein, sondern dass die Grenzen zwischen „meinen“ lokalen Daten und den Informationen „da draußen“ verschwimmen. Genau diese Absicht verfolgt auch Microsoft mit der für Windows Longhorn angekündigten Suchmaschine.

Der Unterschied zwischen beiden Firmen ist trotz des gleichen Ziels erheblich und verdankt sich ihren jeweiligen Marktpositionen. Wer mit Google im Web recherchiert, erhält auch die Suchergebnisse für die lokalen Daten. Bei Microsoft sieht die Sache umgekehrt aus: Als Quasi-Monopolist auf dem Desktop kann das Unternehmen eine lokale Suchmaschine in den Markt drücken, die auch Ergebnisse von MSN Search einbezieht.
Da stellt sich mir die Frage, ob PC-Benutzer heute primär im Web suchen und dort von der dominierenden Search Engine Google auch lokale Daten mitgeliefert bekommen möchten – oder ob sie vor allem auf der lokalen Festplatte stöbern und bei dieser Gelegenheit Microsofts relativ unpopulärem MSN Search auf die Sprünge helfen. Vor fünf Jahren hätte ich möglicherweise noch die zweite Variante für plausibler gehalten.

Kategorie: Suchmaschinen 2 Kommentare »

2 Antworten zu “Google Desktop Search versus Longhorn-Suchmaschine”

  1. „Nicht übermäßig euphorisch“? Wenn damit tasächlich „Euphorie“ gemeint ist und nicht die Behauptung, dass alle mehr oder weniger gelangweilt wären … Stimmt! Aber außer dem Monieren der fehlenden PDF-Indexierung und dem mangelnden Support für Nicht-Windows-Plattformen (businesstechnisch halt irrelevant, aber das hören die Macianer und Linuxen ungern) habe ich bislang auch nicht viel fundamental „kritisches“ gelesen. Wenn da mal nicht eine gefärbte Brille die Wahrnehmung etwas trübt. Schon gut, ich weiß, dass Du nicht viel von Googles Strategie hältst. Umgekehrt halte ich vielleicht zu viel davon und färbe damit meine Brille. Who knows …
    Mir gefällt trotz dieses Meinungsunterschieds die schöne Zusammenfassung der unterschiedlichen Ansätze und Stoßrichtungen bei Microsoft und Google.
    Google kommt vom Netz und inkludiert den Desktop-PC – in der klaren Meinung, dass mittelfristig das Netz dominieren wird.
    Microsoft kommt vom Desktop und inkludiert das Netz – in der klaren Meinung, dass der Desktop entscheidend ist; was ja auch mit dem Bestreben einher geht, sich auf dem Desktop – wo man herrscht – nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen.
    Ich persönlich neige bekanntermaßen dazu, das Netz – in dem mein lokaler PC ein nahezu vollkommen austauschbarer Knoten sein wird – als dauerhaft dominierend anzusehen. Ob’s stimmt? Keine Ahnung. In fünf Jahren wissen wir (beide) mehr.

  2. „Schon gut, ich weiß, dass Du nicht viel von Googles Strategie hältst.“ Das muss eine Verwechslung sein, vielleicht damit: http://www.cydome.de/mpietroforte/archives/000708.shtml
    Ich halte Google für die derzeit interessanteste Web-Company, die von außerordentlich intelligenten Leuten geführt wird.