Google Suggest versus Microsoft-Wizards

10. Dezember 2004 von Wolfgang Sommergut

Google hat den nächsten interessanten Service für den Betatest freigegeben. Es handelt sich dabei um Google Suggest, das einen Suchbegriff während der Eingabe automatisch vervollständigt. Es ist eine Type-ahead-Funktion, die beim Eintippen in das Suchfeld das Google-Lexikon nach passenden Begriffen konsultiert. Bei jedem Vorschlag („Suggest“), der im Drop-Down sichtbar wird, zeigt Google die Zahl der zu erwartenden Treffer an. Google Suggest ist daher nicht nur ein Fortschritt in Sachen Benutzerkomfort, sondern zeigt auch, wie ein solcher in einem Netzwerk zu Stande kommen kann. Microsoft verharrt bei MSN Search hingegen beim Prinzip der „Wizards“, die typisch für den Offline-fähigen Desktop sind.

Google greift für Suggest auf zwei seiner wichtigsten Assets zurück: acht Mrd. indizierte Web-Dokumente und das Wissen über die Gewohnheiten seiner Benutzer. Damit lassen sich Netzwerkeffekte nutzen, weil Millionen von Autoren und Suchmaschinenanwender mithelfen, „relevante“ Begriffe zu bestimmen und damit die Wahrscheinlichkeit erhöhen, bei der Eingabe passende Vorschläge präsentiert zu bekommen.
Microsofts vielgelobter „Search Builder“, der noch in der Beta verfügbar war, ist nun einem Formular unter „Erweiterte Suche“ gewichen. Vom Ansatz her folgt dieser Helfer den Wizards unter Windows, wo der Benutzer in aufeinanderfolgenden Dialogen seine Auswahl treffen kann. Im Fall von MSN Search soll mit einer solchen „statischen“ Hilfestellung die Formulierung von Suchausdrücken erleichtert werden. Die unterschiedlichen Konzepte bei der Bedienerführung zeigen wieder einmal, welche von den beiden sich zu Recht Web-Company nennen darf.
Google Suggest könnte bald mehr sein als eine Eingabehilfe bei der Suche. Es liegt etwa nahe, dieses Feature als Rechtschreibhilfe zu nutzen. Bei Unsicherheiten über die korrekte Schreibweise befragen viele Web-Nutzer schon heute Google. Das ist aber vergleichsweise umständlich, weil man nach allen Varianten suchen und sich die jeweilige Zahl der Treffer merken muss. Mit Suggest geht das deutlich einfacher. Wenn diese Art der Anwendung Schule macht, dann brauchen wir keine Rechtschreibkommission mehr: Richtig ist, wie die Mehrheit schreibt. Und das kann manchmal anders aussehen, als das Wörterbuch meint.

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