Infoworld kategorisiert Artikel mittels del.icio.us

17. April 2005 von Wolfgang Sommergut

Die amerikanische IT-Zeitschrift geht neue Wege bei der Kategorisierung ihrer Inhalte: Sie plant, ihr bisheriges hierarchisches Schlagwortsystem durch frei vergebbare Metadaten („Tags“) zu ersetzen. Zu diesem Zweck will die Publikation den Social-Bookmark-Service del.icio.us nutzen. Die Infoworld trifft damit eine mutige Entscheidung.

Bei der Infoworld handelt es sich nicht um ein kleines IT-Blättchen, das mit diesem Schritt Aufsehen erregen möchte, sondern um das Flaggschiff des weltweit agierenden IDG-Verlags. Es steht somit einiges auf dem Spiel. Die Publikation legt ein wesentliches Feature seiner Website – nämlich die Aggregierung verwandter Artikel – in die Hände eines Service, der bisher von Joshua Schachter als Feierabendprojekt entwickelt wurde. Erst kürzlich kündigte dieser an, dass er sich dem Vorhaben nun dank eines Geldgebers hauptberuflich widmen werde. Für mich stellt sich die Frage, ob er derzeit mit Anwendern wie der Infoworld ein SLA abschließen kann.

Nach den Ausführungen von Matt McAlister liegt der Infoword momentan gar nicht so viel an der sozialen Komponente von del.icio.us. Vielmehr legte die Redaktion ein eigenes Konto an, unter dem sie ihre eigene Texte auszeichnet. Schlagwörter, die andere del.icio.us-Nutzer für Infoworld-Artikel vergeben, sollen vorerst nicht berücksichtigt werden.

Ziel dieser Maßnahme soll es sein, die Inhalte besser für die Bedürfnisse der Anzeigenkunden zu bündeln. Jedes Tag repräsentiert damit einen „Channel“. Das kommt natürlich auch dem Leser entgegen, der auf diese Weise die Artikel nach seinen Interessensgebieten filtern kann. Durch die Nutzung von del.icio.us steht für jeden Channel automatisch ein RSS-Feed zur Verfügung.

Ich finde den Schritt typisch für die Innovations- und Experimentierfreude amerikanischer Firmen. Natürlich möchte man mit diesem spektakulären Schritt eine gewisse Aufmerksamkeit erheischen. Aber primär geht es wohl darum, neue Möglichkeiten für das Verlagsgeschäft zu nutzen. In Deutschland weiß derzeit hingegen nur eine Minderheit der IT-Redakteure mit dem Begriff „Social Bookmarks“ etwas anzufangen.

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