Kurz-Resumee der ApacheCon 2005
25. Juli 2005 von Wolfgang Sommergut
Letzte Woche fand in Stuttgart die erste ApacheCon-Konferenz in Deutschland statt. Es kamen ungefähr 250 Teilnehmer zu dieser Open-Source-Veranstaltung, die im repräsentativen Haus der Wirtschaft ausgerichtet wurde. Wie schon in früheren Apache-Konferenzen gab es von früh bis spät Vorträge in vier parallelen Tracks. Zwei Sessions während meiner zweitägigen Anwesenheit fand ich besonders bemerkenswert.
Der Vortrag zu Forrest, einem Publishing-Framework auf Basis von Cocoon, half mir nach der etwas unklaren Selbstdarstellung des Projekts zu verstehen, worum es dabei geht. Im Wesentlichen definiert es ein XML-basierendes Darstellungsformat, das als Zwischenstadium dient, um Daten aus unterschiedlichen Quellen in diversen Zielformaten auszugeben. Auf der Input-Seite übersetzen Plugins das Eingabeformat (XML, Word, OpenOffice, etc.) in die intermediäre Repräsentation, für die das System mehrere konfigurierbare Output-Filter (Skins) bereit hält. Der Zweck von Forrest ist also das immer wieder propagierte Single Source Publishing. Das mag für bestimmte Textsorten (etwa Dokumentationen oder Bücher) funktionieren, meine Erfahrungen mit Zeitungs- oder Zeitschriftenartikeln stimmen mich eher skeptisch. Dort müssen Beiträge auf das jeweilige Medium angepasst werden. So kommt es beispielsweise in Print darauf an, dass Überschriften richtig laufen, während sie online für Suchmaschinen optimiert sein sollen. Letztlich kommt man an medienspezifischen Versionen der Texte nicht vorbei.
Der zweite Vortrag, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ging über die Rules-Engine Drools. Es handelt sich dabei zwar um kein Apache-Projekt, es unterliegt aber einer Apache-ähnlichen Lizenz. Rules-Engines gehen auf die Expertensysteme der 80er Jahre zurück und sind in der Lage, aus einer Kombination von Regeln und Fakten selbständig Schlüsse zu ziehen. Früher waren sie vor allem komplexen Anwendungen im Finanzsektor vorbehalten, wo sich die vielfältigen Bedingungen (gesetzliche Vorschriften, Marktentwicklungen) laufend verändern und daher nicht als bedingte Anweisungen fest in die Programme codiert werden sollten. Vielmehr werden sie als Regeln in eine eigene Rules-Engine gefüttert. Durch Open-Source-Implementierungen wie Drools verlieren sie diesen exklusiven Charakter, auch wenn kommerzielle Highend-Produkte wie Ilog wesentlich mächtiger sind. Das freie Drools eröffnet für Rules Engines neue Einsatzgebiete in weniger exklusiven Anwendungen, wie etwa die Personalisierung von Content oder die Umsetzung komplexer Zugriffsrechte.
Siehe auch:
ApacheCon-Blog
Bilder von der ApacheCon
Kategorie: Open Source Ein Kommentar »
Sollte man die medienspezifischen Veränderungen nicht in die Stylesheets auslagern? Mir scheint, daß wir erst langsam anfangen zu begreifen, was medienunabhängiges Speicherformat wirklich bedeutet. Überschriften z.B. sind wohl nicht unbedingt Teil davon.