Lotusphere: Resümee
2. Februar 2004 von Wolfgang SommergutLetzte Woche fand in Orlando/Florida bereits die elfte Lotusphere statt. Seit 1998 war ich sechsmal dabei. Verglichen mit Veranstaltungen der Dotcom-Ära war in den letzten Jahren relativ wenig los. In den besten Zeiten trafen sich 12000 Teilnehmer in den Konferenzhallen der Disney-Hotels. Die IBM gab für die Lotusphere 2004 keine offiziellen Besucherzahlen bekannt, verlautbarte aber, es seien mehr gewesen als im Vorjahr. Nach meiner Schätzung kamen etwa 5000 bis 6000 Teilnehmer.
Auch wenn die Veranstaltung nicht reich an Neuigkeiten und Ankündigungen war, vermittelte sie einige interessante Informationen und Einsichten. Hier ein paar Dinge, die mir bemerkenswert erscheinen:
Nach der Verwirrung, die IBM-Verantwortliche vor zwei Jahren mit der Ankündigung stifteten, die Zukunft von Lotus Notes liege bei J2EE und DB2, nimmt das Verhältnis der alten und neuen Produktfamilie klare Züge an. Big Blue gibt sich sichtlich Mühe, die Koexistenz von Notes/Domino und von Lotus Workplace (LWP, Java-Variante auf Basis von Websphere und DB2) möglichst schmerzfrei zu gestalten. Eine Fülle von Integrationsangeboten in Form von mehreren Portlets, Best Practices bei der Konfiguration der Mail-Server sowie die Angleichung der Bedienkonzepte steht für die nächsten Monate bevor.
Bei aller Harmonisierung der beiden Produktlinien gibt es Aufgabenbereiche, die LWP vorbehalten bleiben. Dazu zählt vor allem die Zusammenführung von Business-Anwendungen und Collaboration-Funktionen unter einer Portaloberfläche. Domino bleibt zwar ein Web-Applikations-Server für Stand-alone-Anwendungen, mehr aber auch nicht.
Mit dem Workplace-Client ist die IBM der erste große Anbieter aus dem Java-Lager, der sich Microsofts Plänen anschließt, den Web-Browser als universelles Frontend durch eine neue Spezies von „Rich Clients“ zu entmachten.
Lustig fand ich, dass die meisten IBM-Referenten nur wenig Symphatie für die neuen Lotus-Produktbezeichnungen aufbrachten. Praktisch keiner verwandte das Wortmonster „Lotus Instant Messaging and Lotus Web Conferencing„, sondern blieb beim alten Namen „Sametime“. Bei „Lotus Workplace Web Content Management“ versuchten sich einige Sprecher mit dem Akronym „LWWCM“ zu behelfen, was sich in der Regel aber als Zungenbrecher herausstellte.
Erneut fiel mir auf einer amerikanischen Software-Konferenz auf, welch wichtige Rolle Blogger dort bei der Berichterstattung bereits haben. Sie vermitteln als Anwender oder Entwickler quasi die Innenperspektive, während konventionelle Medien primär Zugang über die herkömmlichen Informationskanäle wie Pressekonferenzen oder Pressemitteilungen finden. Mangels Vertrautheit mit der Materie repräsentieren sie vornehmlich die Außenperspektive. Blogs dienen den etablierten Medien daher zunehmend als Informationsquelle. In der Eröffnungskeynote konnte ich eine vor mir sitzende Kollegin eines bekannten News-Dienstes dabei beobachten, wie sie mit ihrem Notebook einen Notes-Blog besuchte.
Blogger, die zu einem Großereignis wie der Lotusphere berichten, treten schon vorher in Kontakt und verbinden sich zu einem Netzwerk. Die IBM selbst richtete auf der Lotusphere-Homepage einen eigenen Blog ein und verweist auf einen Aggragator für Lotusphere-Blogs. Eine pfiffige Idee hatte Julian Robichaux, der Sticker mit der Aufschrift „i.blog“ verteilte, so dass sich Blogger auf der Veranstaltung gegenseitig finden konnten.
Kategorie: Messaging und Collaboration 2 Kommentare »
5273 Teilnehmer. In der closing session haben sie es gesagt.
Dann bin ich mit meiner Schätzung gar nicht so schlecht gelegen :-) Aber offenbar lohnt es sich, beim nächsten Mal bis zur Abschlussveranstaltung zu bleiben…