Mensch oder Maschine: Wer bietet die bessere News-Auswahl?
26. September 2004 von Wolfgang SommergutGoogle und Yahoo konkurrieren nicht nur bei Suchmaschinen, sondern auch beim Syndizieren von News. Während Google den Überblick über aktuelle Nachrichten maschinell zusammenstellt, beschäftigt Yahoo dafür einen Stab von Redakteuren. Wer liefert die besseren Ergebnisse?
J.D. Lasica von Online Journalism Review verglich die beiden Dienste anhand der Begriffe „John Kerry“ und „George Bush“. Dabei fand sie heraus, dass „John Kerry“ bei Google News zahlreiche konservative Publikationen aus der zweiten oder dritten Liga ganz nach vorne bringt. Das führe zu einer unausgewogenen Nachrichtenübersicht, bei der Kerry-kritische Texte überwiegen. Bei Bush halte sich Pro und Kontra hingegen die Waage.
Dieses Ergebnis könnte natürlich Anhänger von konspirativen Theorien auf den Plan rufen. Ein Grund könnte in ihren Augen darin liegen, dass konservative Publizisten ihre Texte gegenseitig in der Google-Relevanz hochtreiben.
Die Autorin liefert jedoch ein paar plausible Erklärungen, die die Schwächen eines weitgehend automatisierten Verfahrens aufzeigen. So verzichten offenbar die großen Publikationen in ihren Überschriften meistens auf den Vornamen von Kerry, die kleinen konservativen Agitatoren aber nicht. Dadurch schneiden sie beim Suchbegriff „John Kerry“ tendenziell besser ab. Ein weiterer Nachteil des maschinellen Verfahrens von Google bestehe laut Bericht darin, dass es nicht zwischen Textgattungen wie Meinung, Analyse oder bloße Nachricht unterscheiden könne.
Bei Yahoo sehe das Ergebnis insgesamt besser aus, weil die damit beschäftigeten Mitarbeiter auf eine ausgewogene Zusammenstellung von News achte.
Eine allgemeine Aussage über die Qualität von Google News vs. Yahoo News lässt sich m.E. davon nicht ableiten. Die Namen der Spitzenkandidaten für die amerikanische Präsidentschaft repräsentieren einen besonders sensiblen Spezialfall. Bei den meisten Suchbegriffen stellt sich die Frage der Ausgewogenheit nicht oder spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Kategorie: Medien und Web-Dienste Ein Kommentar »
Was dieser Fall IMHO zeigt, ist zweierlei
#1 dass bei aller Schwierigkeit in der Umsetzung das „Semantic Web“ eine feine Sache wäre (weil zum Beispiel die Zuordnung von Worten zu Personen, die Einordnung von Seiten in semantische Kategorien etc. einfacher würde.
Bei der Menge an Informationen (und Meinungen), die täglich durchs Web laufen, glaube ich nämlich, dass der ehrbare Versuch, das durch Menschen sichten und filtern zu lassen auf Dauer zum Scheitern verurteilt ist – ausser man will am Ende nur immer wieder die Beiträge der selben Mainstream-Medien lesen.
#2 dass amerikanische (und deutsche) Mainstream-Medien einem merkwürdigen Gral namens „Ausgewogenheit“ folgen und diesen so interpretieren, dass es ausgewogen und fair ist, wenn man sowohl Demokraten als auch Republikaner in vergleichbarem Umfang zu Wort kommen läßt. Mir als Leser wäre es eigentlich lieber, wenn ich „die Wahrheit“ – so sie denn zu finden ist – erfahre. Interessanter Seiteneffekt: Was weder Republikaner noch Demokraten interessiert, steht gar nicht in der Zeitung.
Wenn es jetzt noch eine Auszeichnung in den Seiten gäbe, die Beiträge als „wahr“, „Notlüge“ und „Ausrede“ markiert …