Microsofts IT-Forum: 64 Bit und Portale

18. November 2005 von Wolfgang Sommergut

Von Montag bis Donnerstag war ich auf dem IT-Forum in Barcelona. Die Veranstaltung richtete sich in der Vergangenheit primär an Systemverwalter von Microsoft-Umgebungen („Professionals“). In diesem Jahr gab es auch eine Vortragsreihe zum Office-System mit interessaten Ausblicken auf die Version 12.

SharePoint Services v3

Unter den Themen, mit denen ich mich hauptsächlich beschäftige, fand ich zwei Dinge besonders interessant. Zum einen gibt Microsoft bei der Migration seiner Server-Software auf 64 Bit Gas. Das nächste Release von Exchange („E12“), das sich voraussichtlich auf 2007 verspätet, kommt nur mehr in einer 64-Bit-Ausführung auf den Markt. Das überraschte mich umso mehr, als sich Microsoft auf der TechEd im letzten Jahr noch gar nicht darauf festlegen wollte, ob es eine solche Ausführung überhaupt geben werde.

Der zweite Schwerpunkt meines Konferenzbesuchs galt der neu justierten Portalstrategie von Microsoft. Portale als zentraler Einstiegspunkt für diverse Anwendungen spielten in Redmond bisher eine untergeordnete Rolle. Dafür spricht schon der Zickzack-Kurs bei den Sharepoint Services, die laufend umbenannt und zwischen Office und Windows hin- und hergeschoben wurden. Mit den WSS 3.0 soll sich dies ändern.

Sie werden die technische Basis für eine Web-basierte Alternative zu Fat Clients bilden. So möchte Microsoft mehrere Office-Server , über die schon seit längerer Zeit spekuliert wird, auf diese Plattform aufsetzen. Dazu zählt eine Software für analytische Anwendungen („Excel-Server“), der auch die BI-Funktionen des SQL Server 2005 integriert. Darüber hinaus soll es einen Server für elektronische Formulare auf der Grundlage von Infopath geben. Der MS-Project-Server beruht derzeit noch auf einer eigenen Architektur und soll in der nächsten Version auf die Sharepoint Services aufsetzen. Das gilt auch für Microsofts Pläne bei Enterprise Search, die in eingeschränkter Form heute Teil des Sharepoint Portal Server ist. Die Suchmaschine soll auf zahlreiche neue Datenquellen ausgeweitet werden, etwa auch ERP-Systeme wie SAP. Die Zukunft des SPS ist ungewiss, möglicherweise wird es ihn in der heutigen Form nicht mehr geben.

Einer grundlegenden Überarbeitung muss sich der Content Management Server unterziehen. Er kam ursprünglich über den Kauf der kanadischen Firma Ncompass zu Microsoft, das letzte Update erschien vor drei Jahren. Das Web-CMS überschneidet sich in vielen Punkten mit den Sharepoint Services, etwa bei Workflow, Storage, Suche oder Template-Systemen. Deshalb wandert es ebenfalls auf die Portal-Plattform ab. Das Ergebnis wird eine weitgehend neue Software sein, die man nicht einfach per setup.exe über die alte spielen kann. Vielmehr müssen bestehende Installationen migriert werden, Microsoft wird dafür entsprechende Tools anbieten. Interessant an dieser Roadmap für den CMS finde ich, dass sich Microsoft zukünftig zutraut, Internet-Sites auf Basis der Sharepoint Services zu betrieben. Bisher wurden sie nur als Grundlage für interne Anwendungen positioniert.

Zwei Anwendungen, die zunehmend Bestandteil von Web-CMS werden, möchte Microsoft indes mit den Sharepoint Services ausliefern: Weblogs und Wikis. Sie würden sich in der Grafik im Balken links oben wiederfinden. Wer also in Zukunft einen Windows-Server kauft, erhält die Software für Wikis und Blogs gleich mit dazu.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Web-Portale bei Microsoft in Zukunft einen ähnlich zentralen Stellenwert erhalten wie bei der IBM. Aufgrund der Bedeutung, die Office für das Unternehmen hat, werden die Fat Clients dadurch nicht abgewertet. Dank einer neuen Synchronisierungsmechanismus sollen sie zukünftig Offline-Funktionen für das Portal bieten.

Ein paar Bilder, die ich von der Veranstaltung und dem Konferenzviertel gemacht habe, gibt es auf Flickr.

Kategorie: Content-Management, Firmenstrategien, Windows Kommentare deaktiviert für Microsofts IT-Forum: 64 Bit und Portale

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