Sind die Wikinews auch nur ein Blog?
6. Dezember 2004 von Wolfgang SommergutDie deutschsprachigen Wikinews haben Anfang Dezember den Beta-Betrieb aufgenommen. Was die Wikipedia bei Enzyklopädien geschafft hat, soll das neue Projekt bei Nachrichten wiederholen. Allerdings muss sich die Kooperation von freiwilligen Autoren bei dieser Textsorte anderen Herausforderungen stellen. Das Projekt steht zwar noch ganz am Anfang, aber einige der vorab geäußerten Bedenken scheinen berechtigt. Nach den ersten Einträgen zeigt sich, dass Wikinews praktisch keine eigenen Nachrichten produziert, sondern nur andere Quellen zitiert.
Darin gleicht es den Weblogs, die sich ebenfalls zu einem großen Teil auf Primärinhalte aus traditionellen Medien stützen. Wenn Wikinews nach dem bisherigen Muster weiterarbeitet, dann könnte man darin ein News-Weblog sehen, dessen Einträge durch die Kooperation mehrerer Autoren zu Stande kommen. Im Gegensatz zu Blogs sieht sich Wikinews allerdings weniger in einer kommentierenden Funktion, sondern als seriöse Quelle von Nachrichten.
Ein Artikel im Spiegel Online sieht aufgrund dieser Arbeitsweise rechtliche Probleme auf die Wikijaner zukommen:
Selbst dieses Rumpfangebot aus umformulierten Nachrichtenhäppchen mit ehrlichen Verweisen auf die Quellen wäre unter presserechtlichen Gesichtspunkten zum Teil bedenklich bis abmahnungswürdig: Das Zitationsrecht wird bis zum offenen Plagiat überstreckt, verantwortlich ist dafür aber niemand.
(…)
Noch scheint es sich unter Wikijanern nicht herumgesprochen zu haben, dass es ganze Heerscharen von Anwälten gibt, die ihr Geld damit verdienen, Formulierungs-Unschärfen oder die bloße Erwähnung bestimmter Personen in Medien mit kostenpflichtigen Abmahnungen einzudecken.
Kategorie: Medien und Web-Dienste, Weblogs und Wikis Ein Kommentar »
Dass „vorab geäußerte Bedenken“ gerade im Falle eines Wikis nicht gerechtfertigt sind, habe ich bereits hier zu Begründen versucht. http://www.cydome.de/mpietroforte/archives/000835.shtml#c001274 Ein Wiki lebt von der Größe seiner Community, die im Falle der Wikinews erst wachsen muss. Beiträge von Lesern, die sich am Ort des Geschehens befinden, könnten wesentlich interessanter sein, als das, was Journalisten, die mit Verspätung eintreffen, berichten können. Der Augenzeuge würde so auch gleich zum Berichterstatter. Das ist im Grunde nur möglich, weil die Wikinews eben nicht in der Form eines Blogs, sondern als Wiki betrieben werden.
PING:
TITLE: Die bösen Blogger
BLOG NAME: Der Anhalter
Und wieder holte der Spiegel zum Schlag gegen die deutsche Bloggergemeinde aus.