W3C auf dem Weg in den akademischen Elfenbeinturm
10. März 2004 von Wolfgang SommergutDas W3-Consortium hütet zwar eine Reihe von Standards, die mit Fug und Recht als Basis des Web bezeichnet werden können. Das liebste Steckenpferd von Tim Berners-Lee ist aber seit geraumer Zeit das Semantic Web. Daraus soll eine Reihe von Standards hervorgehen, mit denen sich Inhalte des Web beschreiben und damit maschinell besser auswerten lassen. Dieses Anliegen ist grundsätzlich vernünftig, die damit verbundenen W3C-Aktivitäten nehmen aber gelegentlich weltfremde Züge an. Zumindest legt die neueste Ankündigung eine solche Vermutung nahe.
Seit der Vorstellung der Roadmap sind beinahe sechs Jahre vergangen, die erste Version der Kerntechnologie RDF wurde bereits 1999 verabschiedet. In der realen Welt hat das Semantic Web bisher nur wenig sichtbare Spuren hinterlassen. So gibt es etwa kaum eine Software für Knowledge Management, das die Metadaten-Standard RDF oder OWL umsetzt. Unbeirrt davon rief das W3C jetzt die Phase 2 der Initiative Semantic Web aus.
Ähnlich abgehoben wirkt das Projekt Amaya. Sein Zweck ist die Entwicklung eines quelloffenen Web-Browsers, der die W3C-Empfehlungen möglichst getreu umsetzt – mithin eine Referenzimplementierung. Auch das ist im Prinzip sinnvoll, weil damit die Praxistauglichkeit der Spezifikationen überprüft werden kann. Wenn dabei aber eine Software herauskommt, die für den praktischen Einsatz völlig untauglich ist, dann belegt das zweierlei:
- Das Web gehorcht nicht durchgängig den Vorgaben des W3C
- Amaya ist für das W3C eine akademische Übung
Vor wenigen Tagen erschien nun die Version 8.3 der Software, die mit einer ganzen Latte an Neuerungen aufwartet. Der Browser kann jetzt noch mehr, nur eines nicht: Surfen im Web.
Kategorie: Firmenstrategien Ein Kommentar »
Dass man von Dir mal was W3C-kritisches hört. :-)