Wolfgang Sommergut

Neue Produkte oder Technologien tendieren dazu, besonders während der Hypephase in ihren Einsatzzwecken „überdehnt“ zu werden. Dies gilt auch für Weblogs. Ich bin heute gleich über zwei Artikel gestolpert, die Weblogs für das persönliche Informations-Management empfehlen. Ich halte das für keine gute Idee.

Die amerikanische IT-Publikation Infoworld nutzt Weblogs für die interne Kommunikation. Chad Dickerson schildert, wie er seinen Blog zur Aufgabenverwaltung einsetzt:

I’m using Movable Type to do this, and I set up a „to do“ category. At the beginning of every week, I blog my to-do list for that week, and select the „to do“ category. Since I’m generating category pages, I’ve set the home page in my browser as the category page for my „to do“ page. Since it’s in reverse chronological order, my current to-do list always loads when I start up my browser.

Meines Wissens ist die Infoworld ein Anwender von Lotus Notes. Wenn ich mir dort die Möglichkeiten der Aufgabenverwaltung ansehe, erscheint ein Weblog im Vergleich dazu als ein primitives Tool: Keine Möglichkeit zu Delegierung von Aufgaben an Kollegen, keine Statusverwaltung, keine Alarmfunktion bei Überschreitung von Terminen, keine Prioritäten, etc. Wenn ein IT-Profi wie Dickerson auf solche Lösungen verfällt, dann läuft etwas schief. Vielleicht braucht er eine Notes-Schulung.
Mehr um eine private Spielerei handelt es sich beim Beispiel von Christopher Sleight. Er beschreibt, wie er seine Bergtouren der letzten 10 Jahre mit Typepad organisiert. Er benötigt diese Daten als Nachweis für seine Bergführerprüfung. Um sein Ziel zu erreichen, missbrauchte er die Textfelder der Blog-Software:
Title = Mountain region, Categories = Leading, personal or winter, Body = Comments, Extended body = Group details, Camps = Keywords, etc.
Vermutlich hätte sich für diesen Zweck eine Tabelle in einer statischen HTML-Seite eher geeignet und einen besseren Überblick geboten als verteilte Weblog-Einträge über 10 Jahre.