Weblogs verderben die politische Kultur
11. Juli 2004 von left_blankPolitische Bücher in den USA appellieren zunehmend an die niederen Instinkte der politischen Extreme. Schuld an der Verrohung sind, so Alan Wolfe in der New York Times, cable news und – schau an – die Weblogs. Die sind nämlich die Fortsetzung der alten Pamphletkultur mit neuen Mitteln. Gemeint ist wirklich die ganz alte, vor-unabhängigkeitsrevolutionäre Pamphletkultur, die ihren langen Weg, man weiß nicht wie, direkt zu den Bloggern gefunden hat.
Kategorie: Weblogs und Wikis 2 Kommentare »
Ist „Verrohung“ und „appellieren an niedere Instinkte“ was Neues? Oder ist es vielleicht eher so, dass die klassischen Medien als monopolartige, zentrale Kontrollinstanz des öffentlichen Meinungsaustausches bisher einfach erfolgreich die vom Mainstream abweichenden extremeren Meinungen, die ja nun mal unzweifelhaft in der Welt herumgeistern, marginalisiert haben.
Weblogs mit ihrem individualistischen, tendenziösen Charakter bilden dem gegenüber natürlich einen idealen Kanal für Meinungsäusserungen, für die es bisher keine Plattform gab.
Berücksichtigt man dabei noch den Umstand, dass wir ja hierzulande blogmässig noch etwas unterentwickelt sind (siehe http://www.cydome.de/klauseck/archives/000558.shtml ist es vielleicht nur noch eine Frage der Zeit, bis wir auch hierzulande eine (begründete) Debatte über die Verrohung der Politkultur durch Blogs haben.
Als der gute alte Gutenberg mit seiner revolutionären Idee auf den Markt kam, haben die Kritiker wohl ähnlich argumentiert. Literatur für den Pöbel, wo soll das wohl hinführen? Das Internet und die Weblogs im Speziellen ermöglichen es nun im Prinzip jedem, zu publizieren, ohne dass noch eine Verlegerzensur stattfinden könnte. Heute wie damals hat das „Content-Establishment“ einfach nur Angst, seine Pfründe zu verlieren.