Microsofts offen offenes Standard-Dateiformat für Office 12
14. Juni 2005 von Wolfgang SommergutLetzte Woche verlautbarte Microsoft, dass die Anwendungen von Office 12 per Voreinstellung ihre Daten im XML-Format speichern werden. Unklar war zu diesem Zeitpunkt, ob das neue Dateiformat auf dem OpenDocument-Standard beruhen würde, den Oasis Anfang Mai verabschiedet hatte. Immerhin kommt in der Pressemitteilung fünf Mal das Wort „offen“ und vier Mal „Standard“ vor. Gestern ließ Brian Jones vom Office-Team in seinem Weblog die Katze aus dem Sack.
In einem längeren Posting unterzieht er sich der schwierigen Aufgabe, den Lesern zu erläutern, warum Microsoft sein eigenes Süppchen kochen muss und warum das gar kein Problem ist. Ingo Pakalski wischt auf Golem den fadenscheinigen Einwand von Jones beiseite, wonach sich das OpenDocument-Format nicht für MS-Office eigne: Redmond sei eingeladen gewesen, an diesem Standard mitzuarbeiten und habe darauf aber verzichtet.
Seit geraumer Zeit weist Microsoft die Kritik an proprietären Datenformaten damit zurück, dass man ja schließlich XML verwende. Und daher sei es ja möglich, die Daten per XSLT in andere Zielformate zu transformieren. Damit rechtfertigt Microsoft etwa, dass Infopath nicht XForms verwendet, sondern etwas, das in Redmond erfunden wurde. Ähnlich argumentiert nun Jones bei Office 12: Because both formats are open and documented, it is possible to create a transform (or filter) that goes between the two.
Als wesentlichen Grund für den Sonderweg Microsoft nennt er, dass Office 12 viel mehr Funktionen biete als Open Office und dass das Dateiformat alle Features abdecken müsse. Dann läge es zumindest nahe, die zahlreichen Gemeinsamkeiten auf die gleiche Weise auszuzeichnen – warum erweitert Microsoft also nicht einfach das Oasis-Format?
Der Grund ist nicht technischer, sondern politischer Natur. Erstaunlich finde ich nur, dass Microsoft angesichts seiner Monopol-Stellung immer noch seine Marktposition verteidigen will, indem es den Wechsel zu Konkurrenzprodukten mittels proprietärer Dateiformate erschwert. Ohne den Druck der EU hätte Redmond seine bisher genutzten XML-Schemta wohl kaum unter eine liberalere Lizenz gestellt.
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