CMS-Hersteller verschlafen RSS

30. April 2004 von Wolfgang Sommergut

Auch wenn sich RSS für die Verbreitung verschiedenster Informationen eignet, so wird es derzeit noch hauptsächlich benutzt, um Leser von News-Diensten oder Weblogs über neue Einträge zu benachrichtigen. Allgemein formuliert erbringt es damit eine Funktion des Content-Management. Umso erstaunlicher scheint, dass die großen CMS-Anbieter RSS noch immer nicht richtig zur Kenntnis nehmen. Aufgrund des einfachen Formats der RSS-Varianten dürfte es kein Problem sein, die großen kommerziellen Systeme mit Feeds nachzurüsten. Wie wenig die führenden Anbieter allerdings den Nutzen von RSS erkannt haben, zeigt sich an ihren Websites.

Ich habe stichprobenartig die Sites folgender Firmen überprüft und keinen RSS-Feed gefunden: Documentum, FileNet, Interwoven, Open Text, Percussion Software, RedDot und Stellent. Auf keiner der genannten Websites führte übrigens die Suche nach dem Begriff „RSS“ zu einem relavanten Treffer. Wenn man News von den etablierten CMS-Spezialisten bekommen will, muss man also wie eh und je ihre Site besuchen oder einen Newsletter abonnieren.
Alle diese Firmen spielen nach eigenem Verständnis in der Liga „Enterprise Content Management“ (ECM) und schmücken sich gerne mit dem Attribut „führend“. RSS-Feeds anzubieten ist keine technische Meisterleistung, mit der man Eindruck schinden kann. Sie aber nicht anzubieten ist ein Symptom dafür, dass man wichtige Trends bei Content-Technologien verschläft.
Übrigens sind die ganz Großen der IT-Branche in Sachen RSS schon weiter.
Sie informieren in einigen Bereichen über Neuheiten oder Produkt-Upgrades, etwa auf ihren Entwickler-Sites. Beispiele dafür sind IBM, Sun oder Oracle.

Kategorie: Content-Management, RSS 5 Kommentare »

5 Antworten zu “CMS-Hersteller verschlafen RSS”

  1. norman sagt:

    tja da waren die kleinen schneller.
    Wir haben bereits unsere Moule auf RSS erweitert.
    Was nur traurig ist das diese Erweiterungen keinen anklang bei contentmanager finden, dort setzt man lieber auf die pressemeldungen der grossen, wobei wir einen jahresbeitrag von 750,- euro bezahlen.
    Die grossen haben es nötig.

  2. Manfred Bartl sagt:

    Bei einem Artikel mit einem solchen Tenor würde ich mir wünschen, dass die Argumente für das Anbieten von RSS etwas näher spezifiziert würden. Nur weil es einen Hype für Weblog-Contents gibt und einen relativ formlosen/usergestylten Ersatz für Newsletter-Contents darstellt, muss RSS nicht gleich jedem CMS-Kunden (zu einem dann insgesamt auch höherern Preis, gleichgültig wie minimal der technische Aufwand der Implementierung tatsächlich wäre) angeboten werden.

  3. Ich dachte, der Nutzen von RSS sei mittlerweile unumstritten. Es hat sich als einfaches Format zur Content-Syndizierung weitgehend durchgesetzt, und zwar auch außerhalb der Blogger-Welt. Aus Benutzersicht sind RSS-Aggregatoren sehr effiziente Werkzeuge, um große Informationsmengen zu bewältigen.
    Dem Bedürfnis nach Informationen im RSS-Format kommen bereits viele große deutsche Zeitungs- und Zeitschriftenverlage nach (siehe z.B. http://www.cydome.de/wsommergut/archives/000069.html). Die Computerwoche verzeichnet kaum ein halbes Jahr nach Einführung des RSS-Feed fast genauso viele Seitenzugriffe aus RSS-Readern heraus wie aus dem seit Jahren angebotenen Newsletter.
    Insgesamt ergibt sich daher die Situation, dass die (potenziellen) Kunden der genannten CMS-Anbieter den Nutzen von RSS weitgehend erkannt haben, während Letztere diese Technologie ignorieren. Besonders merkwürdig erscheint dies, weil in der Software-Industrie allgemein das Prinzip „eat your own dog food“ gilt, d.h. die Hersteller meist die ersten Anwender ihrer eigenen Produkte sind. Daraus lässt sich ablesen, wie weit die CMS-Hersteller von den Entwicklungen einiger Content-relevanten Technologien entfernt sind. Das äußert sich auch darin, dass bei der Weiterentwicklung von RSS im Atom-Projekt keiner dieser klingenden Namen präsent ist.

  4. Einen CMS-Anbieter hab ich immerhin gefunden: Für InterRed (http://www.interred.de) hat zumindest schon mal jemand einen Channel programmiert.

  5. Ich möchte meinem Vorredner, Herrn Büscher, zustimmen.
    Unser CMS InterRed ist in vollem Maße RSS-fähig. D.h. aus Inhalten, die im CMS liegen, können automatisch RSS-Feeds erzeugt werden.
    Unser Partner Hofmeir Media GmbH hat dies für den Kunden http://www.digitalfernsehen.de realisiert.
    Weitere Informationen gebe ich gerne.
    Eine kurze Mail an andreas.meyer@interred.de genügt.
    MfG,
    Andreas Meyer