Das XML-Format von MS Office: kostenlos, aber nicht offen

12. November 2004 von Wolfgang Sommergut

Microsoft hat hat letzte Woche auf Drängen der EU zugesichert, dass die XML-Dateiformate der Office-Anwendungen auf unbeschränkte Zeit unter einer kostenlosen und „nicht diskriminierenden“ Lizenz nutzbar sein werden. Dies gelte auch für zukünftige Versionen der betreffenden XML-Schemata. Das ist besonders für Software von Drittanbietern wichtig, die Office-Dokumente verarbeiten soll, etwa für Import- und Exportfilter. Den Vorschlag der EU, die Office-Formate an ein Standardisierungsgremium zu übergeben, lehnte Micrsoft jedoch ab.

Damit bleibt die volle Kontrolle von „word processor XML“ (früher: WordML) und der anderen Schemata in Redmond. Im Gegensatz dazu liegt die Weiterentwicklung des Dateiformats von Open Office beim Herstellerkonsortium Oasis. Nun mag man einwenden, dass eine technische Arbeitsgruppe eines Gremiums nicht die effizienteste Einrichtung für diesen Zweck sei. Allerdings schützt dieses Verfahren die Anwender vor willkürlichen Änderungen des Dateiformats durch den Anbieter der Software. Außerdem erhalten andere Firmen die Möglichkeit, ihre Vorschläge und Ideen einzubringen.
Gerade bei den Office-Dateiformaten könnte Microsoft ein bisschen Einfluss von außen gebrauchen: Abgesehen von der XML-Syntax ist daran nicht viel von offenen Standards zu sehen: Formatierungsattribute kümmern sich weder um CSS oder XML-FO, die Metadaten liegen ebenfalls in einem proprietären Format vor und ignorieren etwa Dublin Core oder PRISM. Open Office macht das besser.
Interessant finde ich die Begründung, mit der Microsoft die fortdauernde Kontrolle über die Office-Formate rechtfertigt:

Paoli said Microsoft chose to maintain the ongoing development of its XML schema for Word documents, rather than submit it to a third-party standards body, because it has the expertise in maintaining backward compatibility with older formats.

Im Fall der XML-Formate hatte Microsoft noch keine Gelegenheit, diese Kompetenz zu beweisen, weil sie erst mit dem aktuellen Office 2003 eingeführt wurden. Wenn ihre zukünftige Abwärtskompatiblität ähnlich gut ist wie in der Vergangenheit bei den binären Dateiformaten, dann könnte sie Microsoft ohne Bedenken an ein Standardisierungsgremium übergeben.

Kategorie: Content-Management, Firmenstrategien, XML Kommentare deaktiviert für Das XML-Format von MS Office: kostenlos, aber nicht offen

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