Defizite in der XML-Unterstützung von Office 2003

29. März 2005 von Wolfgang Sommergut

Simon St. Laurent, Autor des Buches Office 2003 XML, hat eine Mängelliste für die XML-Unterstützung der Microsoft-Anwendungen zusammengestellt. Darunter finden sich einige wohl bekannte Kritikpunkte, einige andere geben aber Einblicke in Inkonsistenzen und halb fertige Funktionen von Office 2003.

Hinreichend viel wurde bereits über das Dateiformat von Word namens WordML geschrieben, das mittlerweile auf WordprocessingML umgetauft wurde. Es ist ein Durcheinander aus kryptischen Elementnamen und proprietären Formatierungsangaben. Seine vornehmliche Aufgabe besteht darin, Datenstrukturen von Word abzubilden und nicht ein transparentes XML zu erzeugen. Abschreckend für die Nutzung aller Office-XML-Formate wirken zudem lizenzrechtliche Hürden.

In der Liste von Simon St. Laurent fand ich noch folgende Punkte bemerkenswert:

  • Die XML-Funktionalität von Word ist nicht mit dem Textverarbeitungsmodell integriert. Dieses Manko fiel mir bereits bei den ersten Begegnungen mit der Betaversion auf. So lassen sich etwa Druckformate nicht verbindlich auf bestimmte XML-Elemente abbilden. Deshalb kann Word als XML-Editor zwar die Eingabe valider Dokumente erzwingen, wenn Benutzer aber beim vertrauten Textverarbeitungsparadigma bleiben, können sie beliebige Textstrukturen erzeugen. Diese Zweigleisigkeit setzt sich beim Programmiermodell fort, wo in VBA das Document Object Model (DOM) und die herkömmliche Dokumenthierarchie getrennte Sichten auf Texte bieten. Bei DOM geht es um Element-, Attribut-, Kommentar- oder PI-Knoten, bei Word-Dokumenten hingegen um Sections, Paragraphs, Tables, Fields, Bookmarks, etc.
  • Excels SpreadsheetML ist unvollständig. Laut Simon St. Laurent gehen beim Speichern in diesem Format VBA-Makros und Diagramme verloren.
  • Access bietet über die grafische Oberfläche Funktionen, die keine Entsprechung in VBA haben. So soll sich die Transformation via XSLT beim Import und Export nur über Benutzerdialoge, nicht jedoch über Scripts bewerkstelligen lassen.
  • Visio und Infopath kochen ihr eigenes Süppchen. Visio ist die einzige Office-Anwendung, die Scalable Vector Graphics (SVG) unterstützt. Diese wären auch in Excel oder Powerpoint von Nutzen. Letzteres unterstützt aber kein XML-Dateiformat. Interessant finde ich den Hinweis auf Microsofts Verkaufspolitik, die in Infopath die Funktionen zur Entwicklung und Nutzung von elektronischen Formularen verschmilzt. Wer an bestimmten Arbeitsplätzen nur Daten eingeben will, benötgt trotzdem eine Lizenz für eine Software, die sich auch zum Entwickeln von Formularen eignet. Wäre die reine Eingabekomponente kostenlos verfügbar, hätten Open-Source-Implementierungen von XForms mit erheblicher Konkurrenz zu kämpfen.

Siehe auch Das XML-Format von MS Office: kostenlos, aber nicht offen

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