Einwände gegen Moblogs
4. September 2004 von Wolfgang SommergutWenn man zehn Leute danach fragt, was ein Weblog sei, dann bekommt man wahrscheinlich zehn verschiedene Antworten. Aber alle werden wahrscheinlich ein paar Grundprinzipien von Blogs nennen: chronologische Sortierung der Inhalte, vernetztes Publizieren, Interaktivität, Aggregierung von Informationen – lauter Kriterien, die dagegen sprechen, Weblogs mit Bildern zu füllen.
Der Reihe nach:
- Chronologie: Fotos haben wie fast alles auf der Welt einen Entstehungszeitpunkt, den sie dokumentieren. Das ist ein banale Tasache, aber kein Grund, das als wesentliches Ordnungskriterium zu betrachten. Nicht zufällig werden Bilder seit je her thematisch organisiert: die Fotos vom Urlaub, der Konferenz, der Hochzeit etc. Nach dieser Logik versammeln sie sich in Alben, egal ob in solchen zum einkleben oder elektronischen. Bilder so anzuordnen wie in einem Moblog scheint hingegen widersinnig: Das Bild zum Donnerstag, der Hundefoto vom Freitag, die Aufnahme des 1. September. Weblogs sind daher m.E. nicht der geeignete Kontext für Fotos.
- Vernetztes Publizieren: Das Mittel dafür ist natürlich der Hyperlink. Er stellt eine Verbindung zwischen Texten her, die inhaltlich miteinander in Beziehung stehen. Er hat also eine semantische Komponente. Aber wie soll das bei Bildern funktionieren? Technisch gesehen kann man natürlich eine Grafik mit einem Link hinterlegen, aber wohin sollte er zeigen? Von einem Paris-Foto zum anderen? In der Praxis stehen Bilder auf Moblogs einsam rum und nur für sich selbst.
- Interaktivität: Texte in Weblogs sind häufig eine Kombination aus Posting und Anmerkungen, Ergänzungen oder Widerreden. Ein Eintrag ist oft die kollektive Leistung mehrerer Autoren, durch ihre Interaktion kommen immer wieder Aspekte zur Sprache, die vom Verfasser des ursprünglichen Postings gar nicht bedacht wurden. Und bei Bildern? Bilder sind einfältig. Was soll man dazu sagen? „Sieht hübsch aus“, „da war ich auch schon mal“.
- Aggregierung: Sie setzt ein Mindestmaß textueller Informationen voraus, in der Regel eine Überschrift, ein Abstract oder einen Auszug. Bei Bildern, Audios oder Videos sind das notgedrungen Metadaten. Der Titel ist dann kein Teil eines Textes, sondern eine Beschreibung des Bildes. Das weiß man aber erst, wenn man das Foto geladen hat. Die Schmuckbild-Postings erschweren damit die Nutzung von RSS-Feeds.
Kategorie: Weblogs und Wikis 6 Kommentare »
ich wunderte mich zu Beginn beim Lesen, daher kleine Randnotiz: Du meinst Fotoblogs, nicht Moblogs, denn mobil bloggen hat nicht unbedingt mit Bildern was zu tun. Oder?
Das Problem mit Deinen theoretischen Überlegungen ist, dass sie längst empirisch widerleget sind. Fotoblogs erfreuen sich großer Beliebtheit. Also gibt es mindestens ein wichtiges Kriterium, das dafür spricht, Weblogs mit Bildern zu füllen.
Wieso man Bilder nicht chronologisch sortieren sollte, habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Ein Bild wird immer zu einem bestimmten Zeitpunkt gemacht. Daher drängt sich eine chronologische Ordnung von Bildern geradezu auf. Ich mache das mit meinen Urlaubsbildern. Funktioniert prima.
Niemand kann einen zwingen, einen Link auf ein Bild zu setzen. Natürlich gibt es aber Fälle, wo das sinnvoll ist. Z.B. wenn man auf die Quelle verlinken will. Sicher fallen einem da noch viele andere Möglichkeiten ein.
Wenn Du mit Bildern nichts anfangen kannst, musst Du auch nichts dazu sagen. Aber es gibt Leute, die sich zu einem Bild den Mund fusselig reden können. Diesen Spaß sollten wir ihnen lassen. Manchmal reicht es jedoch auch aus, an einem Bild Gefallen zu finden. Man muss nicht immer quasseln, auch in Weblogs nicht.
Inwiefern ein Feed, der die Titel von Bildern oder deren Beschreibung enthält, die Nutzung von RSS erschweren soll, habe ich leider auch nicht verstanden. In der Praxis funktioniert auch das prima.
Mir scheint, als wenn Du persönlich nichts mit Fotoblogs anfangen kannst. Nun suchst Du händeringend nach Gründen, warum das auch für andere gelten sollte. So etwas geht meistens schief. Erinnert mich irgendwie an Deine Longhorn-Beiträge. ;-)
Die Kritik an Fotoblogs habe ich verstanden. Kann Sie allerdings nicht nachvollziehen.
Wo bleibt die versprochene Kritik am Moblog?
Grüße qx
Ich hatte ursprünglich die Moblogger im Visier, die mit ihren Kamerahandys Bilder knipsen und auf ihren Blog hochladen. Meine Kritik gilt natürlich für alle Blogs, die textfreie Fotos posten. Deshalb wäre Fotoblog wohl der bessere Begriff für meinen Beitrag gewesen.
@Michael: Man kann Prognosen, Thesen oder Theorien empirisch widerlegen, aber wohl kaum Kritik. Da braucht es schon Argumente. Nur weil (fast) alle etwas bestimmtes tun, ist es noch lange nicht gut oder vernünftig. Erinnert mich irgendwie an Deine IE-Beiträge :-)
Na dann können wir nur noch hoffen, dass all die “unvernünftigen” Fotoblogger Deine metaphysischen Gedanken zur “Kritik des reines Bloggens“ auch erhören werden. ;-)
flickr.com funktioniert sehr gut und kommt dennoch wie ein fotoblog daher. gerade durch das tagging muss man sich die fotos nicht in ihrer chronologischen anordnung ansehen, und es gibt eben auch reine foto-rss-feeds.
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