Meine Bereinigung des Instant-Messaging-Marktes

30. August 2005 von Wolfgang Sommergut

Alle möglichen Beobachter machen sich Gedanken darüber, wie und ob Google den zersplitterten IM-Markt konsolidieren könnte. Ich persönlich habe schon mit den Aufräumen begonnen. Besonders repräsentativ dürften meine Präferenzen vermutlich nicht sein, aber vielleicht liege ich mit meiner Bewertung nicht ganz daneben.

Bisher habe ich Trillian Basic als Multiprotokoll-Client für AIM, ICQ und MSN genutzt, seit einiger Zeit läuft daneben noch Skype und seit letzter Woche außerdem Google Talk. Drei Clients für insgesamt fünf inkompatible Systeme – das ist zu viel. Wie bei vielen anderen überschneiden sich auch bei mir die Buddy-Listen der verschiedenen Dienste – ein Grund mehr zu Konsolidierung. Und die sieht bei mir so aus:

  • Weg mit AIM und dem ohnehin schon angestaubten ICQ. Chat und Presence Awareness bekomme ich auch anderswo, fast alle meine Kontakte sind auch über einen alternativen Dienst erreichbar.
  • Es bleibt MSN, weil ich einige wichtige Kontakte nur dort erreichen kann. Ich habe deshalb den kürzlich erschienen Mesenger 7.5 installiert, weil ich für einen einzelnen Service keinen Multiprotokoll-Client wie Trillian benötige. Nach fünf Minuten war der MSN Messenger wieder deinstalliert: Die Software ist vollgepackt mit aufdringlicher Werbung, nervt mit Popups und versucht, diverse Tools und Dienste von Microsoft unter die Leute zu bringen. Was für ein Kontrastprogramm zu Google Talk! Jetzt bin ich wieder bei Trillian gelandet.
  • Google bietet ein angenehm schlichtes Interface und hervorragende Sprachqualität. Außerdem dient der IM-Client gleich noch der Benachrichtigung über neue Mails in GMail. Gekauft.
  • Skype ist derzeit wohl der wichtigste Dienst für Internet-Telefonie und bietet mir die Möglichkeit, Gespräche ins normale Telefonnetz zu führen – es bleibt an Bord.

Kategorie: Messaging und Collaboration 10 Kommentare »

10 Antworten zu “Meine Bereinigung des Instant-Messaging-Marktes”

  1. Probier mal GAIM (gibts auf Sourceforge). Der macht wie Trillian Multiprotokoll und kann aber auch Jabber und (via plugin) Sametime. Allerding sind die advanced features (voice) nicht (noch nicht) implementiert.
    Bleibt Skype als Einzelprotokoll
    :-) stw

  2. Gerrit Bösebeck sagt:

    Ich nutze schon lange Miranda als IM. Der Client unterstützt deine benötigten Protokolle und er zeigt dir den Status deiner Skype Kontakte an.
    Der Nachteil: Die Anzahl der Plugins überfordert einen manchmal
    http://www.miranda-im.org/
    http://www.miranda-im.org/download/details.php?action=viewfile&id=1570

  3. @Stephan: Gaim habe ich schon vor längerer Zeit genutzt, aber es hat mir nicht besonders zugesagt (nicht nur optisch). Aber an die Jabber-Unterstützung habe ich nicht mehr gedacht, die wäre für Google natürlich interessant.
    @Gerrit: Miranda kenne ich nur vom Namen, aber vielleicht sollte ich mal einen Blick darauf werfen. Insgesamt möchte ich aber keinen Multiprotokoll-Client für zahllose inkompatible Dienste, sondern werde versuchen, mit zwei oder drei auszukommen. Und irgendwann wird hoffentlich die Zersplitterung des IM-Marktes überwunden sein.

  4. Tim Daniel sagt:

    Wie wärs mit Jabber? Für jabber gibt es auch so gennante »Transports«, die die Anbindung an andere Netze schaffen. Ein sehr guter Jabberserver mit jede menge Transports(icq, msn, aim und noch ein paar mehr) ist http://jabber.ccc.de/. Ein sehr gute Jabber Client der auch Unterstützung für end2end verschlüsselung über gnupg hat, ist psi (http://psi.affinix.com/). Man kann sich auch über psi zu Google Talk verbinden, allerdings hat man dann keine Sprachdienste mehr.
    HTH
    Tim

  5. @Tim & Wolfgang: Das ist ja genau das was wir uns mit Googles Jabber Entscheidung erhoffen: Nach einer ersten Testphase macht Google 2 Dinge
    a) Jabber Server-2-Server Unterstuetzung
    b) Jabber Serverseitiges Multiprotokoll
    —-
    dann haste einen (den Google) client auf der lokalen Maschine und der Google server macht das Routing.
    —-
    Bleibt nur das Problem: trau ich Google?
    :-) stw

  6. Heiko Wolf sagt:

    Also wenn ich mal den „Aufräumvorgang“ mit Abstand betrachte, dann waren vorher drei Tools im Einsatz (Trillian, Skype und Google IM), hinterher auch. Was effektiv weggefallen ist, sind die AIM- bzw. ICQ-Accounts innerhalb von Trillian. Was genau hat man jetzt konkret davon? In meinen Augen nichts. Unter Aufräumen hätte ich verstanden, wenn mindestens ein Programm weggefallen, idealerweise nur ein einziges übrig geblieben wäre.
    Was genau an ICQ (dem Protokoll, nicht dem Client) ist eigentlich angestaubt? Ich glaub, da gibts keine Multi-Chats, das wars aber auch, und da bin ich mir noch nicht mal sicher. Dafür war ICQ eines der ersten, wenn nicht gar DAS erste IM-Netz, und viele alteingesessene Nutzer benutzen gerade das.
    Meine History: Bin lange Trillian-User gewesen, dann zu Miranda gewechselt (die Vielfalt und Flexibilität ist unglaublich, führt aber manchmal auch zu einer gewissen Komplexität), dann Schwenk auf Linux, dort erst Miranda mit Wine, was nicht wirklich schön ist, jetzt freunde ich mich mit Gaim an. Aber einen richtig guten Multi-IM wie unter Windows hab ich noch nicht gefunden. Kopete, SIM und Gaim haben jeweils ihre eigenen Macken, ICQ und Konsorten über einen Jabber-Transport trau ich nicht so recht über den Weg, ohne das jetzt konkret begründen zu können. VoIP mag ich nicht, ich bevorzuge schriftliches. Bei Google IM hab ich große Hoffnungen, das sie eine gewisse Konsolidierung im IM-Markt erreichen. Es wäre wünschenswert.

  7. @Heiko: Ich gebe zu, dass meine Aufräumaktion nicht übermäßig effektiv war :-) Aber immerhin ist die Buddy-Liste jetzt viel übersichtlicher, weil einige redundate Einträge verschwunden sind (das hätte ich natürlich auch anders erledigen können). Mir ging es angesichts des zersplitterten IM-Marktes auch darum, herauszufinden, auf welche Dienste ich am leichtesten bzw. gar nicht verzichten kann (deshalb auch der Titel meines Postings).

  8. Heiko Wolf sagt:

    @Wolfgang
    Die Sache mit den redundanten Einträgen ist zumindest bei Gaim elegant gelöst: Es gibt so eine Art „Metakontakt“, ein Kontakt ist dann wie einer Ordner, den man aufklappen kann. Unterhalb des Metakontakts findet man dann die einzelnen Netzaccounts des Kontakts. Einige, die ich kenne, haben sowohl ICQ als auch AIM-Zugänge, diese werden dann zu einem solchen Metakontakt zusammengefaßt und die Liste bleibt übersichtlich. Praktische Sache, insbesondere wenn mal ein Dienst ausfällt (was gottlob selten vorkommt), hat man immer noch den anderen Dienst als Ausweichkanal zur Verfügung.
    Ansonsten besteht für mich momentan kein Grund zum Ausmisten. Ich hab ein Programm laufen, Gaim, da sind ICQ, AIM, MSN und Yahoo konfiguriert, falls Jabber (danke Google) mal wichtiger wird, bin ich auch dafür gerüstet. Ob mein IM nun zu 2 oder 10 Netzen verbunden ist, ist mir eigentlich relativ egal.

  9. Gerrit Bösebeck sagt:

    Diese Art von MetaKontakt gibt auch als Plugin für Miranda. Gaim ist schon eine feine Sache unter Linux, nur unter Windows finde ich Miranda besser.
    http://www.miranda-im.org/download/details.php?action=viewfile&id=1595

  10. Karsten Fusenig sagt:

    Die Möglichkeit, mehrere Kontakte zu einem Meta Kontakt zusammenzufassen gibt es auch in Trillian:
    http://www.ceruleanstudios.com/support/manual.php?hchap=3&hsub=1