Microsofts offensive Blog-Strategie

10. Mai 2005 von Wolfgang Sommergut

Microsoft gehört bekanntlich zu den Unternehmen, die sehr bald die Bedeutung von Blogs für die Unternehmenskommunikation erkannt haben. Die Firma ermunterte ihre Mitarbeiter, eigene Online-Journale zu führen, und das tun mittlerweile viele von ihnen. Dort stellen sie nicht bloß Unternehmenspositionen zur Schau, sondern nehmen aktiv Einfluss auf Debatten in der Blogosphere. Wie das funktioniert, wurde mir anhand von Kommentaren klar (hier und hier), die ich gestern in meinem Weblog vorfand.

Sie stammen von Michael Rys, einem Program-Manager des SQL-Server-Teams. Er hatte vor einiger Zeit einen Disput mit einem Bloor-Analysten darüber, was eine native XML-Datenbank sei und ob diese Bezeichnung auf den SQL Server zutreffe. Eine weitere Debatte entstand, nachdem Microsoft die XQuery-Unterstützung für das .NET-Framework 2.0 aufgab.

Offenbar grasen nun Rys oder andere Microsoft-Mitarbeiter systematisch Weblogs ab, die sich auf diese Diskussion beziehen, und verweisen dort in Kommentaren auf die Stellungnahme in seinem Weblog. Würde irgendein Microsoft-Mitarbeiter auf ein Marketing-Dokument der Firmen-Site verlinken, würde ich das wohl als Kommentar-Spam betrachten. M. Rys führt hingegen selbst ein Blog und ist irgendwie als Diskussionspartner wahrnehmbar, auch wenn sein Kommentar nicht viel anders aussieht wie die Grüße aus Texas Hold-em.

Man vergleiche dieses Vorgehen mit Firmen, die selbst keine Weblogs führen. Ihnen bieten sich kaum adäquate Mittel an, um Diskussionen in der Blogosphere zu steuern. Hauseigene Provokateure auf unliebsame Blogs loszulassen, ist jedenfalls keine gute Idee wie der Fall Jamba gezeigt hat.

Kategorie: Weblogs und Wikis 2 Kommentare »

2 Antworten zu “Microsofts offensive Blog-Strategie”

  1. Wolfgang,
    >> auch wenn sein Kommentar nicht viel anders aussieht wie die Grüße aus Texas
    was bitte soll er denn mehr schreiben, wenn er auf einen zum thema passenden artikel verweisen will? wenn dir der kommentar ‚zu kurz‘ ist, kannst du ja damit anfangen eine mindestlaenge fuer kommentare in deinem blog einzurichten :-)
    WM_MY0.02$
    thomas woelfer

  2. Die Länge des Kommentars ist wohl nicht das Problem. Man darf aber erwarten, dass jemand in eine Diskussion mit dem Autor des Postings oder anderen Lesern eintreten will, wenn er einen Kommentar hinterlässt. Ein lapidarer Link auf eine offizielle Firmenposition sieht für mich nicht danach aus.

    PING:
    TITLE: IBM ermuntert seine Mitarbeiter zum bloggen und Mikrosklaven kommentieren
    BLOG NAME: Stephan Lamprechts Notizen
    Wie bei Heise hier zu lesen ist, ermuntert Big Blue seine Mitarbeiter offiziell dazu, ein Blog zu führen. Besonders erwähnenswert erschien dem Redakteur und dem Unternehmen selbst zu sein, dass sich der Mitarbeiter durchaus als Angehöriger von IBM z…