Microsofts RSS-Pläne: Embrace and Extend?

20. Mai 2005 von Wolfgang Sommergut

Amit Malhotra behauptet auf dem RSS Blog, Steve Ballmer habe ihm gegenüber geäußert, dass RSS zu einfach sei und Microsoft an einer mächtigeren Technologie auf Basis von XML und Web-Services arbeite (mir ist nicht klar, wie vertrauenswürdig die Quelle ist, da der Autor gleich anfangs beteuert, dass er keine journalistische Ausbildung habe). Wenn der Microsoft-Boss jedoch diesen Standpunkt vertreten sollte, dann scheint er wieder auf die bewährte Embrace & Extend-Strategie zu setzen: Eine offene oder standardisierte Technik aufnehmen („umarmen“) und sie so zu erweitern, dass die mächtige Variante nur mehr mit Software aus Redmond funktioniert. Im Fall von RSS ist das jedoch nicht nötig.

RSS 1.0 (RDF), RSS 2.0 und Atom sehen nämlich vor, dass sie über XML-Namespaces erweitert werden können. Beispiele dafür sind die Verwendung von Dublin Core für Metadaten oder die Extensionen von Amazons OpenSearch, um mit RSS Suchergebnisse zu aggregieren. Außerdem exisitiert bereits ein Vorschlag der IDEAlliance PRISM Working Group, Elemente des wesentlich komplexeren Syndication-Formats PRISM in RDF Site Summary 1.0 einzubinden. Um RSS zu erweitern, bedarf es also nicht des Erfindergeists aus Redmond.

Was den Bezug zu Web-Services anlangt, so will nicht einleuchten, warum man die RSS-Daten in einen SOAP-Umschlag einpacken sollen, anstatt sie wie bisher einfach über HTTP zu übertragen. Das wäre nicht nur komplizierter, sondern würde bei der üblichen SOAP-Nutzung dem Modell eines entfernten Methodenaufrufs (RPC) folgen – ein Verfahren, das der Aggregierung von RSS-Informationen nicht angemessen ist.

Wenn das RSS Blog das Statement von Ballmer korrekt widergibt, dann dürfte Mario Sixtus recht haben, dass der Microsoft-Boss RSS nicht verstanden hat (was man als Chef eines großen Konzerns ja darf, aber dann sollte man keine solchen Sprüche klopfen). Aber insgesamt kommt damit eine Haltung der großen IT-Firmen zum Ausdruck, Dinge immer komplizierter zu machen – man denke gerade an den immer umfangreicher werdenden Web-Service-Stapel (WS-*). Metthew Langham kritisiert diesen Trend anhand der Aktivitäten um Sprachen zur Modellierung von Geschäftsprozessen und kontrastiert ihn mit einfachen Konzepten, die im Internet erfolgreich sind.

Siehe auch:
Ballmers abenteuerliche Zahlen über die Menge der Spam-Mails, die Bill Gates angeblich pro Tag erhält.

Kategorie: Firmenstrategien, RSS Kommentare deaktiviert für Microsofts RSS-Pläne: Embrace and Extend?

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