RSS für die Massen – Windows Longhorn liebt Feeds

26. Juni 2005 von Wolfgang Sommergut

Microsoft kündigte auf den Gnomedex seine RSS Platform“ an. Hinter dieser hochtrabenden Bezeichnung verstecken sich einige Funktionen und APIs für RSS-Feeds, die Longhorn erhalten soll. Im Zuge dessen erweitert Microsoft RSS 2.0 um eigene Elemente, die der Lizenz Creative Commons unterliegen sollen.

Wichtigstes Merkmal der RSS Platform soll die „Common Feed List“ werden. Sie folgt einer ähnlichen Idee wie seinerzeit das Windows-Adressbuch: Anstatt Kontaktdaten in unterschiedlichen Anwendungen redundant zu speichern, werden sie zentral vom Betriebssystem verwaltet. Wenn man in Longhorn einen Feed abonniert, dann soll das der Reader oder die betreffende RSS-Anwendung Windows über ein API mitteilen. Das Betriebssystem verwaltet die Liste der Abonnements und kümmert sich um die regelmäßige Abfrage der registrierten Feeds. Außerdem parst es die eingehenden RSS-Daten. Für Anbieter von RSS-Feeds hat die Common Feed List den Vorteil, dass von einem PC aus nicht mehrere Anwendungen unkoordiniert in verschiedenen Intervallen diesselben Daten unnötig oft abrufen.

In Microsofts RSS-Plänen spielen Enclosures eine besondere Rolle, also die Einschlüsse von anwendungsspezifischen Daten (Audio, Video, etc.) in den Feed. Windows-Anwendungen sollen über das RSS-Platform-API auf die Feed-Liste zugreifen können und die ihnen verständlichen Enclosures verarbeiten. Als Beispiel präsentierte Microsoft Veranstaltungskalender, die als iCalendar-Informationen eingebettet und von Outlook automatisch übernommen würden. Ein anderer Anwendungsfall, der im Channel-9-Video vorgestellt wurde, wäre ein RSS-Feed für Fernsehsendungen, die die Windows Media Center Edition zur Aufnahme der betreffenden Sendungen veranlassen könnte.

Microsoft wäre nicht Microsoft, wenn es Standards nicht um seine eigenen Innovationen bereichern würde. Den Entwicklern in Redmond fiel nämlich auf, dass sich RSS nur für Datenströme eigne und nicht für die Darstellung gleich bleibender Informationen, bei denen sich etwa nur die Sortierreihenfolge verändere. Ein Beispiel dafür wäre eine Bestseller-Liste von Amazon. Hat man sie im RSS-Reader angesehen, dann gelte sie als gelesen und verschwände in der Vergangenheit. Die Microsoft-Entwickler dachten sich daher ein Listenelement aus, das den Client darüber infomiert, dass er diese Daten anders behandeln muss.

Phil Ringnalda bemängelt an diesem Vorgehen, dass die Art der Sortier- und Filteranweisung für einen SAX-Parser nicht verarbeitbar ist. Nach meinem Verständnis dehnt Microsoft RSS damit auf Anwendungen aus, für die es seit mehreren Jahren sein hohes Lied auf Web-Services singt – und dabei ist nicht ein einfaches REST mit RSS über HTTP gemeint, sondern SOAP, XML Schema, WSDL, UDDI & Co. Als Musteranwendung zum Konsum von Web-Services in Office 2003 präsentierte die Firma übrigens den Abruf von Amazon-Daten (ironischerweise nutzen die allermeisten Amazon-Partner die REST-Variante der APIs).

Neben dieser Plattform-Ankündigung stellten die IE-Entwickler in Aussicht, dass der Internet Explorer 7 RSS-Feeds automatisch entdecken könne, wenn eine HTML-Seite das entsprechende <link>-Element enthalte. Damit dürfte er der letzte marktgängige Browser sein, der dieses Feature erhält.

Siehe auch:
MS embraces RSS
Microsoft’s on the road to ROME too
Let me clarify…
Longhorn loves RSS!
Microsoft stellt IE7 mit RSS auf Gnomedex vor

Kategorie: RSS 2 Kommentare »

2 Antworten zu “RSS für die Massen – Windows Longhorn liebt Feeds”

  1. Schöner Überblick, aber ist es Usus einen Trackback zu setzen, ohne Link auf den Artikel?

  2. Hallo Siegfried, habe den Link nachgeholt und gleich die Gelegenheit genutzt, meine Position in puncto Trackbacks zu erläutern (http://sommergut.de/wsommergut/archives/001066.shtml)