Tags, Schlagwörter und andere Metadaten überflüssig?

10. Januar 2006 von Wolfgang Sommergut

Die Möglichkeit, Inhalte mit Tags zu beschreiben, gilt typisches Merkmal von Web-2.0-Sites. Ob Bookmark-Services, Fotoverwaltungen oder Social Networks, überall ist der Benutzer angehalten, solche Etiketten zu vergeben. Eine Studie der General Services Administration (GSA) kam jedoch zum Schluss, dass für die Suche in Regierungsinformationen derartige Metadaten unnötig seien.

Diese Empfehlung bezieht sich auf textuelle Informationen mit allgemeiner Ausrichtung. Hochgradig technische oder multimediale Inhalte könnten durch die Beschreibung mit kontrollierten Vokabularen (also dem Gegenteil von frei vergebbaren Tags) besser lokalisiert werden. Ansonsten reiche eine Volltextsuche aus, um an relevante Daten zu gelangen.

Das Ergebnis der Studie ist aus zweierlei Gründen interessant. Erstens ist es kaum einem Unternehmen gelungen, Mitarbeiter zu einer kosequenten und konsistenten Eingabe von Metadaten zu bewegen. Die Beschreibung von Content kostet Zeit und Geld, bringt wegen fehlender Qualität aber meist recht wenig. Ähnliches gilt offenbar auch im Web. Seth Gottlieb behauptet, dass die großen Suchmaschinen entgegen verbreiteter Ansicht die von Benutzern vergebenen del.icio.us/43Things/Rojo/etc.-Tags wegen ihrer geringen Zuverlässigkeit ignorierten.

Insoferne scheint die Prognose von Greg Linden nicht unplausibel, wonach das Tagging von Dokumenten den Mainstream nicht erreichen werde. Vielmehr dürfte es sich nach seiner Meinung auf Daten wie Fotos, Videos und multimediale Inhalte beschränken.

Kategorie: Content-Management 2 Kommentare »

2 Antworten zu “Tags, Schlagwörter und andere Metadaten überflüssig?”

  1. delicious beispielsweise wird von Suchmaschinen nicht wegen „geringer Zuverlässigkeit“ ignoriert, sondern weil die Website Suchmachinen-Roboter explizit ausschließt (noindex,nofollow).
    Sonst würden delicious wohl für Spamming misbraucht werden. Das ist es vermutlich, was Seth meint wenn er schreibt: „keyword tagging […] is so often abused.“
    Kleinigkeit – aber sorry, couldn’t resist ;)

  2. Die Studie stellt meiner Meinung nach das Richtige fest und zieht falsche Schlüsse. Richtig ist, dass die qualifizierte Content-Beschreibung durch Metadaten einen hohen Stellenwert hat, eben um Content besser nutzbar zu machen. Problematisch hinsichtlich der Schlußfolgerungen ist eben das folgende:
    1.) Auch „offiziell“ vorgegebene Metadaten (also Klassifikatoren) sind nicht dagegen gefeit, unvollkommen oder gar unzweckmäßig zu sein.
    2.) Das Problem ist auch oft, dass unter dem gleichen Klassifikator verschiedene Personen unterschiedliches erwarten. Oder sogar die gleiche Person, nach einer größeren Zeitspanne, in der sich Ihr Verständnis gewandelt hat.
    Wem ist es nicht schon so ergangen, dass man einen alten Hyperlink unter den falschen Favoriten sucht und nicht findet bzw. wenn man ihn findet, sich wundert warum man selbst ihn gerade dort abgelegt hat.
    Tagging bietet die Chance, dass jeder User seinen eigenen Begriffskosmos schafft, dabei jedoch durch 2 Dinge unterstützt wird: a) Vorschläge, was andere hierfür benutzen, b) die Möglichkeit mehrere Taggs (Klassifikatoren) zu vergeben.

    PING:
    TITLE: Tagging hinterfragt
    BLOG NAME: web-zweinull
    Wolfgang Sommergut berichtet in seinem Blog über eine in den USA durchgeführte Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass Metadaten (zum Beispiel Tags) für die Suche in Regierungsdokumenten nicht notwendig seien: “metadata is not needed for sear…