Von OLE und OpenDoc zu den Compound Documents des W3C

16. März 2005 von Wolfgang Sommergut

Wenn man eine Excel-Tabelle in ein Word-Dokument einbettet, dann kommt dabei eine Technologie namens OLE zum Einsatz. Das Gesamtwerk speichert Microsoft in einem Archivformat, das die Apache-Entwickler spöttisch POI (für Poor Obfuscation Implementation) nennen. In der Mitte der 90er Jahre trat ein Hersteller-Konsortium unter der Führung von Apple und IBM mit OpenDoc gegen Microsofts OLE an. Kurz vor seiner Fertigstellung wurde das Projekt aber eingestellt. Es enthielt ein Speicherformat für zusammengesetzte Dokumente namens Bento (für all jene, die sich noch erinnern ;-) Gemeinsam ist OLE und OpenDoc, dass sie außerordentlich komplex sind.

Das gilt auch für einige Standards des W3C. Es überrascht daher nicht, dass das Consortium von Tim Berners Lee auch an die Definition eines zusammengesetzten Dokumentenformats wagt. Das Vorhaben läuft unter dem Titel Compound Document Formats und wird von einer eigenen Arbeitsgruppe betreut. Diese hat nun einen Working Draft für Compound Document by Reference Use Cases and Requirements Version 1.0 publiziert. Es geht dabei um die Definition eines Formats für Dokumente, die sich aus diversen XML-Anwendungen wie SVG, SMIL und XHTML zusammensetzen. Wie bei OLE stehen die Varianten „einbetten“ und „verlinken“ auf der Tagesordnung. Für mich stellt sich die Frage, für welche Anwendungen das W3C sein kompliziertes Format entwickelt. Typische Kandidaten wären Office-Pakete, aber die haben ihre eigenen Verfahren. Zudem handelt es sich dabei um eine typische Plattformtechnologie, die üblicherweise mit einem Komponentenmodell verknüpft ist (etwa für das In-Place-Editing, so dass etwa Excel im Kontext von Word gestartet wird, wenn ich auf eine eingebettete Tabelle klicke). Ein großer Knüller dürfte das Compound Document Format also wohl kaum werden.

Kategorie: XML Ein Kommentar »

Eine Antwort zu “Von OLE und OpenDoc zu den Compound Documents des W3C”

  1. Da wette ich glatt einen Latte dagegen . Allerding sollte das Format nicht CDF sondern eher YADF (Yet another document format) heissen. Ich bin gespannt wie diese Initiative sich mit den OASIS Anstrengungen zum standardtisierten Office Dokument vertragen.
    Waehrend es in kommerziellen Produkten eher eine Frage des Herstellers ist, denke ich CDF koennte im unternehmensinternen Entwicklungsbreich Zukunft haben. Und da wird der Grossteil der Software entwickelt (R. Stallman hat mal behauptet 80%).
    ;-) stw