Warum in Unternehmen nicht zusammengearbeitet wird

22. September 2005 von Wolfgang Sommergut

Collaboration ist zurzeit in Hype-Thema, jeden Tag entstehen neue Tools und Services, die Teams bei der Kooperation und dem Informationsaustausch unterstützen sollen. Wenn die Zusammenarbeit trotzdem nicht klappt, kann es natürlich daran liegen, dass Firmen die falschen Werkzeuge einsetzen. Dave Pollard erinnert jedoch an die psychologischen Barrieren, die es schon vor jeder Art von Groupware gab und die auch den Nutzen von modernen Collaboration-Tools zunichte machen können.

Hier meine freie Zusammenfassung von Pollards wichtigsten Hindernissen für den Austausch von Wissen und Informationen innerhalb von Unternehmen:

  • Schlechte Nachrichten können die Hierarchie-Ebenen nur schwer überwinden. Wenn etwas schiefgelaufen ist, dann sagt man das dem Chef nur ungern – und der will es oft gar nicht hören, solange es keinen Lösungsvorschlag für die Misere gibt. Umgekehrt scheuen sich die Führungskräfte, ihren Mitarbeitern über Fehlschläge zu berichten. Wenn es sich schließlich nicht mehr verhindern lässt, dann springt in den meisten Firmen die PR-Maschine an, die die Probleme mit schönfärberischen Phrasen und leeren Worthülsen zu überspielen versucht.
  • Viele Leute erfinden Dinge lieber neu als auf bestehende Lösungen in der Firma zurückzugreifen. Oft liege das daran, dass sich Mitarbeitern wenige Möglichkeiten bieten, kreativ zu sein. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, dann nutzen sie diese anstatt auf vorhandenes Know-how zurückzugreifen.
  • Die hartnäckige Tradition der mündlichen Überlieferung: Viele Leute können ihr Wissen und ihre Informationen besser in Gesprächen vermitteln (oder tun das zumindest lieber?) anstatt in schriftlicher Form in einer Datenbank zu speichern. Auf diese Weise profitieren bestenfalls die Gesprächspartner (wenn sie ein guten Gedächtnis haben), andere Kollegen gehen leer aus.
  • Sympatien und Antipathien entscheiden wesentlich darüber, ob man Informationen weitergibt. Unbeliebten Kollegen vergönnt man oft, dass sie scheitern mögen und deshalb erhalten sie häufig nicht den Input, den sie benötigen.
  • Leute geben ungern zu, dass sie sich nicht auskennen oder etwas nicht wissen. Das trifft umso mehr zu, je weiter oben in der Hierarchie die Betreffenden sind. Um sich keine Blöße gegenüber den Unteren zu geben, tauscht sich das Führungspersonal deswegen hauptsächlich untereinander aus.
  • Wenn in Unternehmen eine starke interne Konkurrenz herrscht – etwa aufgrund eines Bonussystems – dann werden Kollegen vor allem als Rivelen wahrgenommen, an die man nur spärlich Informationen weitergibt.

Kategorie: Messaging und Collaboration 2 Kommentare »

2 Antworten zu “Warum in Unternehmen nicht zusammengearbeitet wird”

  1. Sven sagt:

    Es liegt, wie so oft, an der mangelnden Verhaltensveränderung. Der „Kittelbrenn-Faktor“ ist nicht groß genung! In einem Unternehmen, in dem es spührbar darauf ankommt zusammenzuarbeiten, klappt das auch meistens.

  2. Sqpis World sagt:

    Das ist eine sehr freie Übersetzung ;-), wen das Thema interessiert und dem es vergönnt ist, Englisch zu verstehen, der sollte schon lieber den Originaltext lesen (wie so oft). However, verbleibt hier der Verdienst, uns darauf aufmerksam gemacht zu haben.

    PING:
    TITLE: Zusammenarbeit im Intranet
    BLOG NAME: IT Blog
    Wolfgang Sommergut stellt Überlegungen an, welche Faktoren den Erfolg von neuen Collaboration Tools(Wikis, Blogs, KM) oder bestehenden Groupware Lösungen im Unternehmen beeinträchtigen können. Das sind natürlich weniger technische Probleme als mehr die al

    PING:
    TITLE: Zusammenarbeit im Unternehmen
    BLOG NAME: Helmuts Blog
    Wolfgang Sommergut hat auf seinem Blog einen interessanten Bericht über die zusammenarbeit im Unternehmen erfasst.
    Die angeführten Punkte kann ich vollinhaltlich bestätigen, besonders die Punkte 2 und 3 sind eines der größten Hindernissen für …