Wird Microsoft zum Konkurrenten für Dell?

16. Mai 2005 von Wolfgang Sommergut

Die Ankündigung der Xbox 360 durch Bill Gates war nicht ohne Überraschungen. Mehrere Kommentatoren und Analysten waren sich darin einig, dass die neue Spielekonsole eine Reihe von Funktionen übernehmen wird, die bisher PCs vorbehalten waren. Robert X. Cringely nennt in seiner lesenswerten Kolumne das Abspielen von Musik und Videos, Web-Surfen und möglicherweise Voice-over-IP. Er sieht Microsoft damit in direkter Konkurrenz zu seinen Windows-Kunden wie Dell, HP oder Gateway.

Ein anderer, allgemein wenig wahrgenommener Aspekt der neuen Xbox besteht darin, dass sie voraussichtlich nicht mit den Vorgängermodellen kompatibel sein wird. Da sie nicht mehr auf Intel-Prozessoren beruht, sondern Power-PC-Chips verwendet, müsste Microsoft die bisher eingesetzte Hardware emulieren. Dazu gibt es noch keine verbindliche Aussage, aber es sieht nicht nach einer Unterstützung für die alte Xbox aus. Bisher erworbene Spiele ließen sich dann zukünftig nicht mehr einsetzen.

Schwerer würde eine solche Entscheidung für die Software-Entwickler wiegen. Sie müssten zwei Architekturen parallel unterstützen, weil der Markt für die neue Xbox auf absehbare Zeit noch kleiner sein wird als jener für die Intel-Konsolen. Damit wäre Microsoft in einer ähnlichen Situation wie mit Longhorn, dessen Programmiermodell dank Avalon und Indigo ebenfalls mit Windows XP hätte brechen sollen. Um Programmierer für das neue Konzept zu gewinnen, werden die genannten Technologien auch auf ältere Windows-Versionen portiert.

Siehe auch:
The Microsoft Monitor: The Xbox PC
Michael Gartenberg: Xbox 360 – First Take Analysis
Techdirt: Microsoft Considers Making New Xbox Much Less Appealing
Seattle Post: Next Xbox ‚backward compatible‘? Microsoft still hasn’t said

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