Wolfgang Sommergut

Die renommierte Tageszeitung Los Angeles Times möchte die Editorials in als Seiten in einem Wiki publizieren, so dass Leser diese Texte bearbeiten und verändern können. Sie prägte dafür den Begriff Wikitorial. Verlage sind derzeit offenbar zu allen möglichen Experimenten bereit, um eine Architektur der Partizipation zu entwerfen. Ross Mayfield bezweifelt allerdings, ob sich Wikis für das nachträgliche Bearbeiten eines vorfabrizierten Meinungsstücks eignen. Ihre Stärke liege darin, dass Leute damit neue Konzepte oder Ideen entwickeln. Aber der Erfolg der Wikipedia scheint die verlegerische Phantasie zu beflügeln.

Der Focus hat einige Prominente aus Politik, Sport und Technologie für sein neues Blog-Projekt gewonnen. Mit von der Partie sind unter anderem Andrea Nahles von der SPD, der Grüne Oswald Metzger und
Ursula von der Leyen, CDU-Ministerin in Niedersachsen. Ich halte das für einen geschickten Schachzug des Magazins: Große Publikationen können sich auf diese Weise als Plattformen etablieren, deren Inhalte nicht nur aus der eigenen Redaktion stammen, sondern auch von beliebigen externen Autoren. Aufgrund der Möglichkeiten zur Selbstdarstellung muss der Verlag solchen Bloggern vermutlich nicht einmal Honorare bezahlen. Gehostet werden die Weblogs wie Focus Online von MSN, was man nicht nur an der oberen Navigationsleiste erkennt, sondern auch an den penetranten Flash-Anzeigen. Focus steuert seine Marke und ein paar Links auf der Homepage bei.

[Via The Silent Penguin]

Die Wikipedia gibt es ja mittlerweile in einigen Sprachen, aber Latein hat ganz offensichtlich noch gefehlt. Neben ein paar Altphilologen und Theologen mit Berufsziel Papst können dort all jene aktiv werden, die sich seinerzeit in der Schule mit Cicero und Vergil herumgeplagt haben und nun die Reste ihrer Lateinkenntnisse zusammenkratzen wollen: Omnes ad partici­pandum invitati sunt.

Robin Good hat eine umfangreiche Studie zu Group-Weblogs verfasst. Das PDF-Dokument ist 93 Seiten lang und gliedert sich in zwei Abschnitte: Der erste Teil gibt anhand prominenter Beispiele wie BoingBoing, Corante, oder Weblogs Inc. einen Überblick über die verschiedenen Varianten von Multi-User-Blogs. Der zweite Abschnitt untersucht sechs Weblog-Systeme auf ihre Tauglichkeit für Group-Weblogs: Silkblogs, Drupal, Manila, 21Publish, Typepad und WordPress MU. Am besten schneidet 21Publish ab, Drupal, Typepad und WordPress bekommen mit der Gesamtnote 5,5 die schlechteste Bewertung.

Update: Robin Good hat die Bewertung von Drupal geändert. Es bekommt nun die höchste Punktezahl.

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Auch die Blog-Suchmaschine Feedster möchte Benutzer-generierte Metadaten sammeln. Anders als bei Technorati sollen die Schlagwörter zu bestimmten Texten nicht nur von den Autoren selbst kommen, sondern von jedem beliebigen Besucher eines Weblogs. Feedster bietet Bloggern zu diesem Zweck an, ein Eingabefeld in alle Postings oder in den den RSS-Feed einzubinden. Die dort eingetippten Informationen, mit denen ein Besucher das jeweilige Posting beschreibt, landen anschließend in der Datenbank von Feedster. Momentan ist bloß nicht klar, welchen Nutzen man als Anwender oder Blogger von der Verschlagwortung haben soll. Scott Rafer verspricht aber, dass alle Daten „auf eine vernünftige Weise“ verfügbar sein werden. Umgekehrt hätte ich es besser gefunden: Man erfährt, welchen Sinn das Ganze hat, bevor man ein HTML-Formular in sein Weblog integrieren soll.

Microsoft gehört bekanntlich zu den Unternehmen, die sehr bald die Bedeutung von Blogs für die Unternehmenskommunikation erkannt haben. Die Firma ermunterte ihre Mitarbeiter, eigene Online-Journale zu führen, und das tun mittlerweile viele von ihnen. Dort stellen sie nicht bloß Unternehmenspositionen zur Schau, sondern nehmen aktiv Einfluss auf Debatten in der Blogosphere. Wie das funktioniert, wurde mir anhand von Kommentaren klar (hier und hier), die ich gestern in meinem Weblog vorfand.

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Die Analysten von Gilbane Report untersuchen die Verbreitung von Blogs, Wikis und RSS in Unternehmen. Nach der Auswertung von 58 Fragebögen behauptet die Hälfte, dass sie Wikis oder Blogs nutzen, nur ein Drittel setzt RSS ein. Die bevorzugte Anwendung von Blogs und Wikis ist die interne Verteilung von Informationen. Nur die Hälfte dieser Systeme erhält Support von der IT-Abteilung.

Das Test-Center der Infoworld publizierte Kurztests zu drei Wikis, Jotspot, TWiki und Socialtext. Es handelt sich dabei um keinen Produktvergleich, sondern um Einzelkritiken der genannten Software.

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Informationen zu filtern gilt als eine wesentliche Funktion von Weblogs. Blogger verlinken auf Online-Texte und geben damit zu verstehen, welche Inhalte sie für lesens- oder zumindest beachtenswert halten. Solcher Nano-Content kann sich auf den bloßen Verweis beschränken oder ergänzende Informationen und Wertungen beinhalten. Dieser Aspekt des Bloggens verliert aber mit der steigenden Beliebtheit von del.icio.us, Furl & Co. an Bedeutung.

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Lauren Wood von The Gilbane Report verfasste eine Studie zu Blogs & Wikis: Technologies for Enterprise Applications?. Sie erläutert die grundlegenden Konzepte der beiden Systeme und gibt eine Einführung aus technischer Sicht. Wer mit dem Thema halbwegs vertraut ist, dürfte hier nicht viel Neues finden. Die Autorin stellt anschließend einige von Firmen praktizierte Anwendungen vor und unterscheidet dabei zwischen interner und externer Nutzung. Abschließend gibt es noch ein paar Tipps zur Implementierung. Insgesamt liefert die Studie keine bahnbrechenden Einsichten, aber einen guten Überblick über die Thematik.

Das hat in der deutschen Blogosphäre noch Seltenheitswert: Der Chef eines Mrd.-Euro-Konzerns steht einem Blogger Rede und Antwort. Eberhard Heins hat als Journalist, der für einige renommierte Blätter schreibt, natürlich bessere Kontakte zu Top-Managern als die meisten „normalen“ Blogger. Aber soweit ich das verfolgen kann, handelt es sich bei diesem Interview um keine Zweitverwertung, sondern um einen exklusiven Beitrag für den Blog – und das Ganze noch garniert mit einem Gruppenfoto zu zweit :-)

Die Anleitungen unter dem Motto „Wie führe ich ein gutes Weblog“ sind inzwischen Legion. Eine weitere Hilfestellung kommt nun von B.L. Ochman. Sie liest sich wie eine kompakte Einführung in den Journalismus, die auch Profis mit langer Berufserfahrung zur Auffrischung gelegentlich lesen sollten. Unter den Blog-spezifischen Tipps hat mir dieser am besten gefallen:

No matter what your audience size, you ought to write as if your readership consisted of paid subscribers whose subscriptions were perpetually about to expire. There’s no need to pander. Compel them to re-subscribe.

Auch wenn man nur wenige Leser hat, sollte man so schreiben, als wäre man für eine viel beachtete Publikation tätig. Diese Maxime könnte manch unnötigem Schnellschuss vorbeugen und die Zahl der kolportierten Gerüchte verringen.

Google hat offenbar dem Wikipedia-Projekt angeboten, das Hosting für die freie Enzyklopädie zu übernehmen. Da geht es um mehr, als dass für die Wikipedia in Mountain View ein paar Server hingestellt werden. Das Projekt könnte die hoch skalierbare und stets verfügbare Infrastruktur von Google nutzen. Denkbar wäre dann natürlich auch eine engere Integration mit anderen Google-Diensten.

Die Wikipedia könnte die Leistungsfähigkeit der Google-Plattform nur allzu gut gebrauchen, denn sie krankt schon länger an erheblichen Perfomance-Problemen (an denen aber wohl besonders das Mediawiki schuld ist). Aus der Sicht von Google wäre eine engere Integration mit der Wikipedia wieder ein schlauer Schachzug. Microsoft bietet nämlich die Encarta im Rahmen von MSN Search an und hat Google damit ein interessantes Feature voraus. Mit der Unterestützung der Wikipedia würde man eine Community-basierte Alternative stärken.

Auf die Ankündigung, dass die Computerwoche nun Trackbacks unterstütze, reagierte ein Leser leicht gereizt mit diesem Kommentar:

Hallo, was ist „Trackback“? Was habe ich davon? Was sind „Blogger“? Es wäre wünschenswert, Nutzen und Anwendung zu beschreiben, statt mit Begriffen, die nicht greifbar bzw. definiert sind, zu jonglieren.

Die aktuelle Frage der Woche Nutzen Sie Blogs (Weblogs) als Informationsquelle? beantworten aber weniger als zehn Prozent mit Was ist ein Blog?. Die meisten Web-Nutzer sind also offenbar doch mit dem Phänomen Weblogs vertraut. Aber es gibt noch ein paar hartnäckige Widerstandsnester, die es noch nicht zur Kenntnis nehmen.

Seit ein paar Tagen befindet sich in der Sidebar meines Blogs die Liste der 15 neuesten Bookmarks, die ich bei del.icio.us gespeichert habe. Ich finde diese Darstellungsform angenehmer als die „Links des Tages“ in ein eigenes Blog-Posting zu verpacken. Technisch ist das relativ einfach zu realisieren, ich habe dazu ein PHP-Script mit dem RSS-Parser magpie verwendet. Ein Muster dafür gibt es bei Richard Eriksson, man muss es nur an die eigenen Bedürfnisse anpassen. magpie hat eine Cache-Funktion, so dass der Seitenaufbau nicht durch Performance-Probleme bei del.icio.us ausgebremst werden kann.